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Kultur: Knetwurst und Scherenschnitt

Tomasz Kowalski im Künstlerhaus Bethanien

Einen üppigen inszenierten Raum mit Möbeln verspricht der Infozettel vor dem Studio 3 des Künstlerhauses Bethanien noch, aber Tomasz Kowalski hat es sich anders überlegt. Der Stipendiat der Schering-Stiftung zeigt nur zwei Objekte und dazu zwei Bilder, eines mit abstrakten Scherenschnitten aus vergilbten Papieren, das andere aus schwarz changierender Farbe mit einem verknäulten Faden darin. Auf dem Boden hat er zwei Tücher ausgebreitet, darauf schlängeln sich zierliche Knetwürste. Und den ganzen Raum beherrscht ein metallener Klang, erzeugt von einer elektrisierten Stimmgabel in einem Holzkasten.

Ein sparsames Arrangement, ein surreal-romantisches Memento an das Nichts. Seine ursprüngliche Idee für die Ausstellung warf Kowalski um, kurz nachdem er eine weitere Einzelausstellung in Berlin aufgebaut hatte, in der Galerie Carlier|Gebauer. Dort präsentiert er Skulpturen, Gemälde und Zeichnungen, über 60 an der Zahl, gerade so, als ob er all seine Referenzen nachweisen wolle: an Maskenbilder und Totentänze des 20. Jahrhunderts, Figuration, Abstraktion, Tadeusz Kantor, vielleicht auch Marek Chlanda und den ganz frühen Balka. Auch bringen sich hier seine filigranen Gemälde von fantastischen Interieurs und Maschinen in Erinnerung, die er 2008 in Berlin zeigte. Und so sieht es aus, als habe Tomasz Kowalski in der Galerie mächtig Anlauf genommen, um im Bethanien auf den Punkt kommen zu können: ein großer Sprung für den jungen Künstler, der noch an der Kunsthochschule Krakau studiert. Claudia Wahjudi

Künstlerhaus Bethanien, Mariannenplatz 2, bis 4. 10., Mi-So 14-19 Uhr

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