zum Hauptinhalt

Kultur: König der Coolness: Michael Caine wird 70

Schwer zu sagen, wovor man auf diesem Bild mehr Angst haben muss: Vor dem Gewehr, das Michael Caine in der Hand hält, oder vor seinem Gesicht. In Get Carter , einem britischen Film Noir von 1970, spielt er einen Auftragskiller, der aus London in seine Heimatstadt Newcastle zurückkehrt, um mit den Mördern seines Bruders abzurechnen.

Schwer zu sagen, wovor man auf diesem Bild mehr Angst haben muss: Vor dem Gewehr, das Michael Caine in der Hand hält, oder vor seinem Gesicht. In Get Carter , einem britischen Film Noir von 1970, spielt er einen Auftragskiller, der aus London in seine Heimatstadt Newcastle zurückkehrt, um mit den Mördern seines Bruders abzurechnen. Ein Kräuseln seiner Stirn und Zusammenkneifen der – hier einmal unbebrillten – Augen reichte völlig, um sein Antlitz in eine perfekte Drohkulisse zu verwandeln. Als vor zwei Jahren ein Remake von „Get Carter“ mit Sylvester Stallone ins Kino kam, lief auch das Original noch einmal, und natürlich war es Caine, der bei diesem Vergleich triumphierte: An seine gemeine Lässigkeit reicht kein Adept heran. Unter den Minimalisten des Kinos ist er einer der allergrößten. In England und Amerika wird er als „The King of Cool“ gefeiert, es soll sogar einen Verein geben, dessen Mitglieder bei ihren Versammlungen allesamt mit MichaelCaine-Hornbrillen herumlaufen.

Er selber sieht sich eher als „alter Herr, der Antiquitäten sammelt und am liebsten den ganzen Tag in einem Park rumpusselt“. Caine mag als Gentleman durchgehen, aber er hat nie vergessen, wo er herkommt: Aus der Londoner Arbeiterklasse, in die er als Sohn eines auf dem Fischmarkt tätigen Laufburschen und einer Putzfrau hineingeboren wurde. Die Filmkarriere des Schulabbrechers begann mit einer Niederlage, als Sean Connery ihm die James Bond-Rolle wegschnappte. Stattdessen spielte Caine dann den MI5-Agenten Harry Palmer, der drei Filme lang im Auftrag Ihrer Majestät für die Werte der freien Welt von Berlin bis Alaska im Einsatz war. Caine hat sich nie gescheut, auch in schlechten Filmen aufzutreten. Er kenne niemanden, dem von den unzähligen Filmen, die Clark Gable gedreht habe, mehr als sieben einfallen. Bei Caine fallen einem mühelos sieben Filme ein: „Alfie“, „Dressed To Kill“, „Mona Lisa“, „Little Voice“, „Last Orders“, „Hannah und ihre Schwestern“, „Gottes Werk und Teufels Beitrag“. Für die beiden letzteren bekam Caine den Oscar als bester Nebendarsteller, in diesem Jahr ist er für „The Quiet American“ als Hauptdarsteller nominiert. Heute wird Sir Michael Caine, der sich selber einen „Cockney-Proll“ nennt, 70 Jahre alt. (chs) Foto: Ullstein

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false