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Kultur: Kollateralnutzen!

WETTBEWERB Steven Soderberghs „Side Effects“.

Solche soziopolit-affinen Oberflächenreize mögen die Berlinale-Macher, und deshalb schreiben sie sie gleich in ihren Katalog: „Stets nutzt Steven Soderbergh das Genrekino, um politische Skandale oder gesellschaftliche Zustände zu beschreiben. In seinem Thriller ,Traffic’ (Berlinale 2001) zeigte er die Schattenseite der US-amerikanischen Drogenpolitik, nun untersucht er in einem Psychothriller die Machenschaften von Pharmakonzernen.“ Nur: Passt diese allgemeine Instrumentalisierung des Kinos zu Soderbergh, und stimmt die These speziell angesichts von „Side Effects“?

Sagen wir so: Allenfalls bei Soderberghs „Erin Brockovich“, zwölf Jahre ist das her, mag das mal ansatzweise zugetroffen haben, mit Julia Roberts als der Heiligen Johanna von nebenan bei der Aufdeckung eines Umweltskandals. Betrachtet man den aktuellen Katalogtext dagegen als Beipackzettel, dann hat da wohl jemand das Medikament verwechselt. „Side Effects“, Soderberghs etwa 27. Film in 24 Jahren, interessiert sich nur bedingt fürs PsychopharmakaMilieu. Sondern setzt als Thriller erst auf solide Spannung und schlägt dann – eher unfreiwillig komische – Kapriolen.

Vier Jahre hat Martin (Channing Tatum) wegen Insiderhandels im Knast gesessen, nun kommt er endlich frei, und dem verspätet anhebenden Glück mit seiner hübschen Frau Emily (Rooney Mara) sollte eigentlich nichts mehr im Wege stehen. Doch Emily wirkt, offenbar durch böse Nebeneffekte von Seelenfriedenpillen, arg derangiert und landet nach einem Selbstmordversuch im Krankenhaus. Dort kümmert sich Psychiater Jonathan Banks (Jude Law) um sie, der sich mit Emilys Hauspsychiaterin Victoria Siebert (Catherine Zeta-Jones) kollegial ins Benehmen setzt. An Emily will er ein neues Mittel testen, das frei von Risiken und Nebenwirkungen sein soll. So weit so wunderbar, wenn nur die unausweichliche Katastrophe nicht wäre.

Mehr sei hier nicht ausgeplaudert aus der wendungsreichen Story von „Side Effects“, dem Filmchen, mit dem sich Soderbergh, soeben 50 geworden, nach einem Vierteljahrhundert im Regiefach zumindest einstweilen vom diesem Job verabschieden will. Formal verliert sich das Werk nach verheißungsvollem Beginn bald in bloß fernsehgerechten SchussGegenschuss-Sequenzen, und auch die kleinformattauglichen halbnahen Einstellungen wollen nicht fehlen. Dürfen wir gestehen, dass da nicht nur die internationalen Wettbewerbstester eine zunehmende Müdigkeit erfasst?

Was nicht im Katalog steht: Abends laufen der Regisseur und seine Darsteller Jude Law und Rooney Mara über den Roten Teppich, mithin drei Stars der Extraklasse. Nur ein Nebeneffekt, natürlich. Jan Schulz-Ojala

13.2., 12 Uhr (Friedrichstadt-Palast) und 19 Uhr (HdBF); 16.2., 20.30 Uhr und 17.2., 23 Uhr (Friedrichstadt-Palast)

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