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Kultur: Komische Oper: Kosmische Landschaft

Als Siegfried Matthus Konzertdramaturg der Komischen Oper war und seine Kollegen Henze, Lutoslawski und Penderecki als Dirigenten auftraten, hatten die mutig konzipierten Sinfoniekonzerte in der Behrenstraße eine besondere Anziehungskraft. Der Abend mit Werken von Ives, Beethoven und Lutoslawski erinnerte daran.

Als Siegfried Matthus Konzertdramaturg der Komischen Oper war und seine Kollegen Henze, Lutoslawski und Penderecki als Dirigenten auftraten, hatten die mutig konzipierten Sinfoniekonzerte in der Behrenstraße eine besondere Anziehungskraft. Der Abend mit Werken von Ives, Beethoven und Lutoslawski erinnerte daran. Leider war das Konzert schlecht besucht. Dabei eilt dem in Bochum wirkenden amerikanischen Dirigenten Steven Sloane sowie dem in Berlin lebenden kanadischen Pianisten Louis Lortier ein guter Ruf voraus. Immerhin hat Lortie nicht nur in Berlin, sondern auch in London, Mailand und Toronto alle 32 Beethoven-Sonaten in zyklischen Aufführungen präsentiert.

An diesem Abend kommt er beim c-Moll-Konzert erst im dritten Satz mit Beethoven so richtig ins Gespräch, mit überaus heiterer rhetorischer Eleganz. Gewiss, im apart ausbalancierten Largo fällt ein glasklares Figurenspiel auf, hauchzarte Stufungen, eine technische Extraklasse. Aber nicht nur da wirkt der Anschlag eigenartig spröde, was nicht nur am Flügel liegen kann. So energievoll und launig der erste Satz angelegt ist, Lorties Beethoven wirkt bisweilen allzu disparat, künstlich hochgetrieben, gestelzt. Die schlüssige Konzeption, die nachdenklichen, unter die Haut gehenden Momente fehlen.

Anregender wirken die Beiträge von Steven Sloane. Er steuert das in Bestform musizierende Orchester der Komischen Oper klar, straff, mit Stilgefühl und Drive. Beeindruckend, wie er "The Unanswered Question" von Charles Ives, dieses transparente Wunderwerk, in spannungsvoller Stille und subtiler Raumwirkung aufbaut (Co-Dirigent im zweiten Rang: Alexander Livenson). Diese "kosmische Landschaft" fesselt stets aufs neue in ihrer ganz eigenen, magischen Art. Auch Witold Lutoslawskis genialer früher Wurf, das Konzert für Orchester à la Bartók, hört man selten in solch schillernder, funkensprühender Virtuosität. Das Orchester überrascht mit geradezu französischen Farbwirkungen im Capriccio und legt im Finale mit den glänzenden Bläsern einen Spitzentanz hin, der das Ballett der Komischen Oper mit Neid erfüllen dürfte.

Eckart Schwinger

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