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Kultur: Kommentar: Arena di Verona

Stellen wir uns doch nur einmal vor, an Stelle von Verona Feldbusch und Alice Schwarzer wären jüngst Marcel Reich-Ranicki und Slatko aus "Big Brother" bei Kerner zu Gast gewesen. Der Literatur-Papst und das Kraftpaket, Deutschlands oberster Geisteswächter und der Container-Insasse.

Stellen wir uns doch nur einmal vor, an Stelle von Verona Feldbusch und Alice Schwarzer wären jüngst Marcel Reich-Ranicki und Slatko aus "Big Brother" bei Kerner zu Gast gewesen. Der Literatur-Papst und das Kraftpaket, Deutschlands oberster Geisteswächter und der Container-Insasse. Die Sache wäre ganz anders gelaufen. Weder von rutschenden Baumwollsocken an Stachelbeerbeinchen wäre boshaft die Rede gewesen noch von leckeren Brustwarzen-Piercings. Nein, nein. Ranicki hätte zitiert, den Kanon rauf, den Kanon runter, um sich irgendwo zwischen "Faust II" und Thomas Mann wieder einzukriegen, und Slatko hätte stumm seine Muskeln spielen lassen. Bizeps contra Bildung. Alles in Ordnung. Und mag ARTE auch just einen Themenabend zur Frage "Männer in der Krise?" auf die Mattscheibe gehievt haben: Männer reden über die Sache, nicht darüber, was ihnen ihre Männlichkeit gestern / heute / morgen zu bedeuten hat. Frauen hingegen reden seit zweitausend Jahren über sich selbst, führen "Zickenkriege", unterstellen sich gegenseitig "mit Silikon prall gespritzte" Brüste oder zellulitiszerfressene Oberschenkel. Und (nicht nur) die "Bild"-Zeitung hat derzeit ihre helle Freude daran.

Männer machen auch Politik. Und Frauen machen, dass Männer Politik machen können. Frauen wie Hannelore Kohl. Wer diesen Spieß der Geschichte umdreht, ist bis heute selber schuld. Müdere Gesichter als die von Angela Merkel oder Renate Künast jedenfalls hat das politische Parkett der Nachkriegszeit noch nicht gesehen. Na, jetzt sind ja bald Ferien. In ein paar Wochen werden die Mädels mit gestrafften Augenlidern wieder frisch in den Ring steigen. Kann sein, sie treffen da auf Fräulein Pfirsichhaut-Feldbusch, die es seit einer geraumen Woche mit Macht zur Politik hin zieht. Die Begründung liegt derart auf der Hand, dass man sich fragt, warum die Welt so lange gewartet hat, bis Verona selbst drauf kam: Wo sie schon als Kindfrau gelte, verriet die 33-Jährige der "Bunten", da könne sie doch gleich für Kinder etwas tun. Das Echo der Parteien war umwerfend. Feldbusch sei, so wusste "Bild" am nächsten Tag, in der SPD "sehr willkommen", bei den Liberalen "gut aufgehoben" und würde von den Grünen ihrer "Qualitäten" wegen heftig bewundert. Nur die PDS scherte aus. Man biete ihr einen "Schnupperkurs" an, so Parteichefin Gabi Zimmer, dann könne Feldbusch ja entscheiden, ob sie in die PDS eintreten wolle. So hemdsärmelig wollten es die anderen Damen nun gerade nicht anfangen. Ach ja, es waren übrigens nur Politikerinnen, die sich zum Phänomen Feldbusch äußerten. Frauen unter sich. Und gar nicht so blöd. Denn erstens fänden es alle Männer (also die Heteros) gemeinsam mit den vielen ungeouteten Lesben des Deutschen Bundestags parteiübergreifend vergnüglich, wenn Veronas Wunderbusen durch ihre Reihen wogte; zweitens ist es längst über der Zeit, dass nicht nur die Politik zum Container kommt (wie einst Guido Westerwelle), sondern auch der Container zur Politik; und drittens könnte Verona ihren künftigen Kolleginnen verraten, wie man es schafft, sich in nur dreieinhalb Stunden täglich so zu schminken, dass im Kampf mit der Sache garantiert kein einziger Krähenfuß oder Tränensack sichtbar wird. Verona und die Kinder - worüber sollen Frauen denn sonst reden?

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