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Kommentar: Augen auf!

Christiane Peitz will mehr Kino im Fernsehen.

Kino im Fernsehen gibt’s ja immer öfter. Die Nachrichten-Journale und Kulturmagazine weisen gern auf die großen Filmstarts hin, von Tarantino bis zur „Päpstin“. Wird schließlich immer kurzweiliger, das Öffentlich-Rechtliche, da kommt Kino gerade recht. Zumal man in Fällen wie der ARD-Koproduktion „Die Päpstin“ auch noch Werbung für ein hauseigenes Produkt machen kann.

Kino im Fernsehen gibt’s immer seltener. „Mit großer Sorge haben wir Kenntnis genommen von den Überlegungen des RBB, die Sendung ,Der Filmvorführer’ zum Jahresende einzustellen“, teilen die in der Allianz Deutscher Produzenten organisierten Kinoproduzenten mit. Anfang des Monats hatte der Sender lapidar das Ende des 15-minütigen Kinomagazins mit Peter Twiehaus bekanntgegeben.

Die Wünsche der Produzenten seien berechtigt, sagte RBB-Sprecher Ralph Kotsch nun auf Nachfrage. „Wir wollen ihnen nachkommen, indem das Thema Film in Sendungen mit größerer Publikumsresonanz wie dem Kulturmagazin ,Stilbruch’ oder der Abendschau unterkommen soll.“ Man will das Profil schärfen und nicht mehr so kleinteilig sein. Viertelstunden-Sendungen mit niedriger Quote sind da nicht hilfreich.

Als im Sommer 2007 dem noch kürzeren WDR-„Filmtipp“ das Aus drohte, erschrak so mancher Kinofan. Weil da eine tapfere kleine TV-Bastion der Filmkritik verschwinden sollte. Der letzte Ort, an dem jenseits des Mainstreams nicht fix über Tops und Flops geurteilt, sondern an dem von Bildern erzählt wird. Um die Schaulust – nein, nicht zu verderben, sondern zu steigern. Die Sprache der Bilder entziffern, ihre Wirkung erkunden, ihre fantastischen Möglichkeiten ausbreiten – das ist immens wichtig in unserer bilderhörigen Welt. Dieses Nach-Schauen gehört unbedingt zum Kulturauftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.

Den „Filmtipp“ gibt es nun doch noch, einmal pro Monat wird über gute große und kleine Filme berichtet, die nicht so marktschreierisch für sich werben können: zehn, zwölf Minuten am Stück über „Alle Anderen“ oder den „Sturm“ von Hans-Christian Schmid. In Bayern hält sich das Magazin „Kino Kino“ , im MDR die Sendung „Kino Royal“, sie beugen sich jedoch zunehmend dem Primat des Entertainments. Anspruchsvoll, mit Verlaub, war „Der Filmvorführer“ ebenfalls nie. Bei 15 Minuten für vier, fünf Filme geht kaum mehr als Daumen rauf, Daumen runter. Ist die Quote vielleicht so schlecht, weil Häppchen-TV aus der Mode kommt?

Auf Radio Eins ist Knut Elstermanns samstägliche Zweistunden-Kinosendung „12 Uhr mittags“ eine Erfolgsnummer. Da geht’s unterhaltsam und anspruchsvoll zu. Wie wär’s, in der Hauptstadt des Films, mit 30 Minuten Kino im Fernsehen? Für Päpstinnen und alle anderen.

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