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KOMÖDIE„Bis zum Ellenbogen“: Schwarz, rot, tot

In der Ruhe und Abgeschiedenheit der Schweizer Alpen findet sich eine unfreiwillige Männer-WG zusammen. Der snobistische Hamburger Reeder Achim (Jan Josef Liefers) nietet bei der Abfahrt mit seinem Mountain-Bike den arbeitslosen Elektriker Willi (Stefan Kurt) um.

In der Ruhe und Abgeschiedenheit der Schweizer Alpen findet sich eine unfreiwillige Männer-WG zusammen. Der snobistische Hamburger Reeder Achim (Jan Josef Liefers) nietet bei der Abfahrt mit seinem Mountain-Bike den arbeitslosen Elektriker Willi (Stefan Kurt) um. Als Retter in der Not eilt der Bankangestellte Sven (Justus von Dohnányi) hinzu und bietet den beiden Unfallopfern Kost und Logis in der angemieteten Berghütte an. Willi, der seine Reise in die Schweiz bei einem Preisausschreiben gewonnen hat, lässt sich nur zu gern von dem begeisterten Hobbykoch verwöhnen. Achim hingegen kuriert seine Gehirnerschütterung nur widerwillig in der Einöde aus. Während in Deutschland der Anpfiff zur Fußball-WM gegeben wird, sitzen die Drei am Lagerfeuer und freunden sich unter Zuhilfenahme alkoholischer Substanzen miteinander an.

Es könnte der Beginn einer langen Männerfreundschaft werden, wenn da nicht der „Gurkenbrät“ wäre – eine Erfindung Willis, bei der eine Gurke unter Strom gesetzt wird und effektvoll in der lauschigen Sommernacht verglüht. Wenig später stolpert Sven sturztrunken in das Gerät, und ihm ergeht es nicht besser als der Gurke. Den Rest des Filmes könnte man als Leichenentsorgungs-Roadmovie bezeichnen. Achim und Willi reisen mit dem zunehmend übler riechenden Kadaver bis nach Sylt, wo der verstorbene Bankangestellte seine letzte Ruhestätte finden soll und ein Safe voll Schwarzgeld auf seine illegale Inbesitznahme wartet.

Als Freundschaftsprojekt und Low-Budget-Film entwickelt das Regiedebüt des Schauspielers Justus von Dohnányi durchaus einen gewissen Charme. Den Spaß, den die drei Bühnen-Freunde bei dieser schnell heruntergedrehten Komödie hatten, ist auf der Leinwand nicht zu übersehen. Aber trotz seines kompakten Formats von 84 Minuten entwickelt „Bis zum Ellenbogen“ deutliche Längen. Die Figurenzeichnungen des prahlerischen Geschäftsmannes und des schlitzohrigen Hartz-IV-Empfängers, deren offensichtliche Gegensätzlichkeit es im Handlungsverlauf zu versöhnen gilt, sind etwas plakativ geraten. Allzu ausführlich werden die Witze und Witzchen, die sich beim Umgang mit einer reisenden Leiche anbieten, bis zur letzten Pointe durchbuchstabiert, während das komödiantische Potenzial des WM-Themas weitgehend unerforscht bleibt. Längliches Roadmovie. Martin Schwickert

„Bis zum Ellenbogen“, D 2006, 84 Min., R: Justus von Dohnányi, D: Jan Josef Liefers, Stefan Kurt, Justus von Dohnányi

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