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KOMÖDIENKLASSIKER„Amphitryon“: Olympischer Schwerenöter

Der junge Regisseur Jan Bosse hat dem Maxim Gorki Theater eine seiner schönsten Klassiker-Vergegenwärtigungen beschert. In „Die Leiden des jungen Werther“ spielt Hans Löw den Liebenden, der narzisstisch um seine eigenen Gefühle kreist.

Von Sandra Luzina

Der junge Regisseur Jan Bosse hat dem Maxim Gorki Theater eine seiner schönsten Klassiker-Vergegenwärtigungen beschert. In „Die Leiden des jungen Werther“ spielt Hans Löw den Liebenden, der narzisstisch um seine eigenen Gefühle kreist. Wenn Bosse nun Kleists philosophische Verwechslungskomödie „Amphitryon“ auf die Bühne bringt, dann kann man Löw sogar in einer Doppelrolle bewundern: Er spielt den griechischen Feldherrn Amphitryon sowie den olympischen Schwerenöter Zeus – und betrügt sich also mit sich selbst.

Die verwickelte Geschichte geht auf die griechische Mythologie mit ihren dubiosen Zeugungsgeschichten zurück: Begeistert von der Schönheit der Alkmene beschließt Zeus, sie in Gestalt ihres Mannes Amphitryon zu besuchen. Die getäuschte Alkmene erlebt mit dem falschen Ehemann eine unvergessliche Liebesnacht. Der echte Amphitryon, als Sieger aus der Schlacht heimgekehrt, erlebt seine größte Niederlage im Privaten: Ein anderer raubt ihm seine Identität. Was bleibt, wenn einem alles genommen wird, wenn selbst das Ich abhanden kommt? Kleist umkreist tiefsinnige Paradoxien, doch sein „Amphitryon“ ist wunderbar heiter. Der Verführer Zeus wird normalerweise von testosterongeladenen Darstellern mit stattlicher Statur gegeben – wenn nun der jungenhafte Löw den göttlichen Sexprotz spielt, darf man sich auf eine extrem komische Nummer freuen. Auch die tolle Anja Schneider ist gefordert: Als Alkmene muss sie glaubhaft machen, dass ihr scheinbarer Betrug nichts als ein Akt reiner Liebe war. Und darf das berühmteste „Ach!“ der Literaturgeschichte seufzen. Sandra Luzina

Maxim Gorki Theater, Sa 22.9., 19.30 Uhr (Premiere), 10-30 €

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