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Kultur: Kongo: Hilfe vom Feind

Für Afrikaner ist der Name Kongo ein Synonym für Reichtum. Aber seit drei Jahren ist das drittgrößte Land des Kontinents in einen Bürgerkrieg verwickelt.

Für Afrikaner ist der Name Kongo ein Synonym für Reichtum. Aber seit drei Jahren ist das drittgrößte Land des Kontinents in einen Bürgerkrieg verwickelt. Der junge Staatspräsident Joseph Kabila in der Hauptstadt Kinshasa hat nur einen Zipfel der Macht. Seine größten Widersacher sind zwei Rebellenfürsten: Adolphe Onusumba im zerstörten Goma im Ostkongo und Jean-Pierre Bemba im Nordkongo.

Selbst am erkalteten Lavastrom in Goma wird über Politik hitzig gestritten. Wie die verschüttete Hauptstraße heiße, fragt ein Reporter, und schon kommt es zum handfesten Streit zwischen den Bürgern. "Boulevard Kamyamuhamga", sagt einer. Nein, das sei der "Boulevard Mobutu", behauptet ein anderer. Der Diktator Mobutu Sese-Seko hat das an Bodenschätzen reiche Land 32 Jahre lang regiert und es nach Kräften ausgeplündert, aber er hatte zumindest die Einheit des von ihm "Zaire" genannten Staates gewahrt.

Mit der war es nach der Machtergreifung des Rebellenphilosophen Laurent-Désiré Kabila 1997 vorüber. Ausgerechnet seine alten Waffenbrüder, Banyamulenge und Tutsi, mit deren Hilfe Kabila Mobutu gestürzt hatte, rebellierten im Süd-Kivu 1998 gegen den neuen Präsidenten, der das Land in Demokratische Republik Kongo umtaufte. Die Rebellen warfen Kabila Machtmissbrauch vor, und sie eroberten Teile des Ostkongos: Goma - ihre Hauptstadt - Bukavu, Uvira und Kundu.

Seitdem ist das Land dreigeteilt und blutigen Kämpfen unterworfen, das Internationale Flüchtlingskomitee stellte eine Hochrechnung an, wonach 2,5 Millionen Tote im Bürgerkrieg des Kongo zu beklagen sind, ein hoher Blutzoll für ein Land mit 50 Millionen Einwohnern. Vom Ostkongo aus kämpft die von Uganda und Ruanda unterstützte "Kongolesische Versammlung für Demokratie" (RCD) gegen die Zentralregierung. Deren Rebellenchef wird - offenbar auf Druck von Ruanda, das starke Wirtschaftsinteressen im Kongo hat - häufig ausgetauscht. Zurzeit ist es der 36-jährige Arzt Onusumba, der sich als "Herr Präsident" anreden lässt und behauptet, in seinem Machtbereich lebten 22 Millionen Kongolesen. Doch die RCD hat seit dem Vulkanausbruch ein Problem: Ihre Hauptstadt Goma liegt in Schutt und Asche. Onusumba ist locker verbunden mit der zweiten großen Rebellengruppe, die von Norden aus auf Kinshasa zielt: die "Kongolesische Befreiungsbewegung" (MLC) von Bemba.

Seit der Ermordung von Kabila 2001 und der Inthronisierung seines Sohnes Joseph Kabila sind die Kriegshandlungen abgeflaut. Es hat den Einzug von UN-Blauhelmen und Konferenzen zur Vorbereitung eines Nationalen Dialoges gegeben - bisher ohne Ergebnis. Die Vulkankatastrophe könnte einen Anlass zur Versöhnung bieten. Kinshasa will helfen. Und die RCD hatte gesagt, sie werde Hilfe von überall annehmen - auch aus Kinshasa.

chl

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