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Kultur: Konzert: Donner und Doria

Der junge amerikanische Dirigent Steven Sloane, der vor einiger Zeit in einem Konzert der Komischen Oper mit Werken von Ives, Beethoven und Lutoslawski erfolgreich hervorgetreten ist, stellte nun auch bei seinem BSO-Abend im Konzerthaus sein geschliffenes musikalisches Können unter Beweis. Sloane, der das Konzert mit der "Zweiten" von Brahms ausklingen ließ, traf sogleich zu Beginn mit Haydns Sinfonie Nr.

Der junge amerikanische Dirigent Steven Sloane, der vor einiger Zeit in einem Konzert der Komischen Oper mit Werken von Ives, Beethoven und Lutoslawski erfolgreich hervorgetreten ist, stellte nun auch bei seinem BSO-Abend im Konzerthaus sein geschliffenes musikalisches Können unter Beweis. Sloane, der das Konzert mit der "Zweiten" von Brahms ausklingen ließ, traf sogleich zu Beginn mit Haydns Sinfonie Nr. 83 in g-Moll, die den irreführenden Namen "La Poule" ("Das Huhn") trägt, ins Schwarze.

Den erstaunlichen Konfliktstoff dieser Haydn-Sinfonie, der durch die Dissonanzvorhalte, die zornig hämmernden Achtel, die heftigen Tonwiederholungen immerzu zu Tage tritt, arbeitete er mit einem dramatischen Impetus, einer geradezu aggressiven Klangschärfung überzeugend heraus. Das Andante berührte in der schmerzlich ausgeschürften Klangschönheit, der feinen rhetorischen Ausdrucksvariabilität ganz besonders. Das BSO musizierte mit einer modernen klanglichen Prägnanz und Hellhörigkeit.

Nach diesem scharf herausgemeißelten Haydn war man auf die Uraufführung des Abends, auf das Konzert für Viola und großes Orchester des 1973 geborenen israelischen Komponisten Gil Shoat, gespannt. Was er präsentierte, war leider alles andere als ein zeitnahes, gar avanciertes Bratschenkonzert. Zwischen knallbuntem Prunkstück und einem beinahe filmmusikalischen Schmachtfetzen schwankt es hin und her. Von den ersten Takten an rauscht das bombastisch besetzte Orchester reißerisch auf und reiht eine hohle Klangkulisse an die andere.

Die raffiniert aufgedonnerte Musik des siebenundzwanzigjährigen Gil Shoat, der schon zwei Opern, fünf Sinfonien, sieben Konzerte und vieles mehr produziert hat, läßt sich durchaus als eine säbelrasselnde Musik für einen Hollywood-Schinken denken. Aber im Rahmen eines anspruchsvollen Sinfoniekonzertes erschien dieses lärmig ins Leere laufende Bratschenkonzert absolut deplaziert. Dass sich die Weltklassebratscherin Tabea Zimmermann mit waghalsiger Virtuosität in diese kompositorischen Bodenlosigkeiten hineinstürzte, erschien immerhin mutig.

Eckart Schwinger

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