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Konzert im HAU: Die Elektro-Spaßvögel

Charlemagne Palestine und Rhys Chatham eröffnen mit einem albernen Konzertduell das Transmediale-Festival im Hebbel am Ufer. Eine Stilkritik

Es ist das Eröffnungskonzert des diesjährigen „Club Transmediale“ im Hebbel am Ufer (HAU): Der eher streng komponierende Elektromusiker Mika Vainio hätte auf den verspielten und als ziemlich freakig verschrienen Minimal-Performer Charlemagne Palestine treffen sollen. Hätte – denn Mika Vainio ist kurzfristig erkrankt.

Doch der überraschende Ersatz ist weit mehr als eine Notlösung: Rhys Chatham hat man einfliegen lassen, wie Palestine eine legendäre Type aus den wilden Zeiten New Yorks in den siebziger Jahren. Zwei echte Paradiesvögel der Avantgarde bestreiten also die Eröffnung.

Der erste Gag kommt von Chatham. Die Bühne ist noch nicht abgedunkelt und Chatham bläst auf einer Querflöte herum, als habe er dieses Instrument vorher noch nie in den Hände gehabt. Dann ist Schluss, große Verbeugung, als habe er gerade das Konzert seines Lebens gegeben. Palestine kommt am Klavier hinzu, mit zwei vollen Gläsern in der Hand. Die stößt er aneinander, reibt ihre Ränder hörbar mit dem Finger und trinkt immer mal wieder aus ihnen – man sagt, am liebsten habe er guten Cognac in seinen Trinkbehältern.

Das ist es also, ein Konzert, das erst mit Querflöte und Gläserklirren beginnt und sich im Folgenden zu einer äußerst unterhaltsamen Zwiesprache zweier Seelenverwandter entwickelt. Palestine bearbeitet mit fantastischer Einfingertechnik die Tastatur seines Flügels, Chatham antwortet mit Querflöte, Trompete und E-Gitarre und loopt sich dabei immer wieder selbst. Beide begleiten die so entstehende kuriose Ritualmusik mit mantraartigen Gesängen. Hier haben zwei alte Männer viel Freude am gemeinsamen Musizieren – und am gemeinsamen Quatsch machen.

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