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Mit den Waffen der Frau. Jane (Bella Heathcote, links) und Elizabeth (Lily James) tragen den Dolch im Gewande.

©  SquareOne/Universum

Kostümfilm-Horror: "Stolz und Vorurteil und Zombies": Trink mein Blut im Fünf-Uhr-Tee

Jane Austen? Klar, Kostüme und Gefühle. George A. Romero? Logisch, lebende Tote massenweise. Der Film „Stolz und Vorurteil und Zombies“ bringt beide Welten höchst unterhaltsam zusammen.

Das Bild ist vertraut: Im sonnenbeschienenen Salon des bescheidenen Landsitzes in Longbourn sitzen die fünf Bennet-Töchter beieinander, kichern und schwatzen über einen gewissen Mr. Bingley, der im benachbarten Netherfield Park eingezogen sein soll. Aber statt mit Stickarbeiten sind die jungen Damen damit beschäftigt, Pistolen zu putzen und Dolche zu schärfen. Denn in dieser Jane-Austen-Adaption geht es um mehr als nur um die Untiefen von Liebe und Hochzeitsmanagement in der unteren englischen Oberklasse. Hier geht es ums nackte Überleben, zumindest ab und an.

„Stolz und Vorurteil und Zombies“ – der Titel ist griffig und beschreibt das Konzept: die Begegnung zweier Genres, die eigentlich inkompatibel scheinen. Wer aber Austens Roman oder eine der zahllosen Verfilmungen kennt, weiß genau, dass angeblich unvereinbare Gegensätze oftmals wie geschaffen füreinander sind. Dass sich dieses Mash-up zu einem äußerst unterhaltsamen Blödsinn entwickelt, liegt vor allem daran, dass Regisseur und Drehbuchautor Burr Steers seinen Film als Jane-Austen-Adaption durchaus ernst nimmt. Das gilt nicht nur für die Ausstattung, die sich mit jedem Kostümfilm messen kann, oder die Dialoge, die nah an der Vorlage bleiben, sondern auch für die solide Besetzung.

Zombies jagen - aber würdevoll

„Downton Abbey“-Sweetheart Lily James reiht sich selbstbewusst neben Vorgängerinnen wie Keira Knightley oder Jennifer Ehle ein und situiert ihre Elizabeth als versierte Zombiejägerin perfekt zwischen Würde und Ironie. Okay, Sam Riley mag es nicht mit dem jungen Colin Firth aufnehmen, aber sein Darcy hat hier endlich allen Grund, griesgrämig und misstrauisch zu sein. Schließlich befindet er sich seit Jahren im Kampf gegen die untoten Hirnfresser, die sich im schönen England seuchenartig vermehren.

Ohnehin lassen sich angesichts des möglichen Untergangs der Zivilisation die zarten Emotionen der Vorlage kraftvoller herausarbeiten. Wenn Jane auf ihrem Ritt nach Netherfield erkrankt, ist das vielleicht nicht nur eine fiebrige Erkältung, sondern eine wesentlich fatalere Infektion. Darcy würde nicht zögern, einen Dolch in das Herz der mutierenden Zombiebraut zu stoßen. Und als er der empörten Lizzy später seinen ersten Heiratsantrag macht, wird der amouröse Schlagabtausch als kleines Martial-Arts-Ballett in Szene gesetzt. Schließlich wurden die Bennet-Schwestern, wie sich das für Töchter aus gutem Hause gehört, allesamt in fernöstlicher Kampfkunst ausgebildet, und Lizzy kann die Schlachtenbibel „Die Kunst des Krieges“ in fließendem Mandarin zitieren. Dass sich zu ihrer im Roman angelegten geistigen Reife auch eine physische Schlagkraft gesellt, steht dieser Figur zudem bestens.

Köpfe, zertreten wie Melonen von zarten Damenschuhen

Überraschend organisch verbinden sich auch die ornamentalen Dialoge mit dem beifälligen Abstechen der Untoten, deren Köpfe von zartem Damenschuhwerk wie überreife Melonen zertreten werden. Feinste Diktion und herzhafte Igitt-Effekte verschmelzen hier zu einem wunderbaren absonderlichen Format. „Stolz und Vorurteil und Zombies“ mag nur eine einzige Kernidee zugrunde liegen, aber erstens ist sie gut und zweitens wird sie variantenreich und mit hübsch garstiger Liebe zum Detail ausgeschlachtet. Das reicht für 107 amüsante Kinominuten (und wahrscheinlich keine Sekunde mehr), die aufgeschlossene Austen-Fans und Liebhaber des Zombiefilms gleichermaßen unterhalten. Wenn das keine Leistung ist.

In Berlin in den Multiplexen Alhambra, Cubix, Cinemaxx, SonyCenter, Colosseum, Neukölln Arcaden, Tegel, Treptower Park

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