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Kultur: Krieg und Hochhäuser

ARCHITEKTUR

Vor kurzem fand unter ungeheurem medialen Getöse der Wettbewerb um die Bebauung von Ground Zero statt, mit dem bekannten Sieg Daniel Libeskinds und seines – na so etwas – 1776 Fuß hohen Turmes. Fragen der Sicherheit, mit dem 11. September doch dringlich geworden, schienen keine übermäßige Rolle mehr zu spielen. Hinter das Bedeutungspathos schaut jetzt die Zeitschrift „ARCH+“ in ihrer neuesten Ausgabe (Heft 164/165, 19 €). Ihr Titel „Das Arsenal der Architektur“ ist Camouflage, geht es doch um Krieg – seinen Wandel, dessen Zeuge wir jüngst geworden sind, und seine Auswirkung auf die Architektur, von der noch keine rechte Vorstellung herrscht.

Stichwortgeber des Heftes sind der Medientheoretiker Friedrich Kittler, der Film- und Fernsehmacher Alexander Kluge und der Politologe Herfried Münkler. Allein bei diesen dreien findet der mit Theorie und Geschichte des Krieges Unvertraute so viel Anregendes, Entlegenes und bisweilen auch Überdrehtes, dass es allein die Lektüre des Heftes lohnt; man hätte sich allenfalls noch den düsteren Stadtsoziolgen Mike Davies als Gesprächsteilnehmer gewünscht. Ansonsten geht’s um architektonische und ingenieurtechnische Antworten auf die Gefahren von Terroranschlägen. Da schneidet – sieh mal an – Kommerzarchitekt Norman Foster deutlich besser ab als Libeskind. Alsdann, die neuen Hochhäuser mögen gebaut werden, jedenfalls in New York. Anderenorts verschwimmen die Unterschiede von Stadt und Land, Sesshaftigkeit und Nomadentum. So schließt das Heft mit einem Bericht über die Planung zum Wiederaufbau von Kabul. Der hat nach allem zuvor Gelesenen etwas unfreiwillig Rührendes.

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