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Tannöd im Theater

© ddp

Krimi-Bestseller: "Tannöd" kommt ins Theater

Der Roman "Tannöd" über einen bayrischen Mordfall erobert nach den Bestsellerlisten nun auch die Theaterbühnen: Am Samstag wird in Dresden die Deutschlandpremiere gefeiert.

Alles begann mit einem Zufall. Die Regisseurin Maya Fanke war gerade unterwegs ans Tiroler Landestheater in Innsbruck. Im Autoradio hörte sie die Rezension eines neu erschienenen Krimis: "Tannöd" hieß das Buch und war das Erstlingswerk der damals völlig unbekannten Oberpfälzer Autorin Andrea Maria Schenkel. Fanke war "total elektrisiert" und beschloss: "Dieser spannende Stoff muss sofort auf die Bühne." Inzwischen schlug "Tannöd" auf dem Buchmarkt als Bestseller ein. Die Schauspielhäuser erobert das Stück ab Samstag ebenfalls: Am Staatsschauspiel Dresden feiert "Tannöd" Deutschlandpremiere, in Bayern ist das Schauspiel ab der kommenden Spielzeit zu sehen.

Fanke, deren Bühnenfassung in Fürth, Regensburg und Hamburg laufen wird, erinnert sich gern an ihre "kleine private Geschichte" über den Beginn ihrer Faszination für "Tannöd". Kaum in Innsbruck angekommen, kaufte sie den Krimi über den Mord an einer Bauernfamilie auf einem bayerischen Einödhof und verschlang ihn noch am selben Abend im Hotelzimmer. Am nächsten Morgen ging sie zu ihrem Termin am Theater, bei dem ein Angebot zur Verhandlung stand, mit dem Fanke "nicht ganz glücklich" war. Kurzerhand überzeugte sie die Theaterleitung davon, stattdessen "Tannöd" auf die Bühne zu bringen. Gemeinsam mit der Innsbrucker Chefdramaturgin Doris Happl schrieb sie eine Bühnenfassung, am 15. März hatte das Stück Weltpremiere.

In Innsbruck wurde "Tannöd" ein Erfolg: "Es läuft ausverkauft", berichtet Happl. Die Geschichte eignet sich ihrer Ansicht nach ideal für die Bühne, wegen ihrer "unglaublich dichten Atmosphäre". "Es zieht einen richtig rein." So sehr, dass manche Zuschauer nach der Vorstellung "ein bisschen mitgenommen" wirkten, schildert Happl.

Die Rätselhaftigkeit bleibt erhalten

Der Zuschauer fühle sich irgendwie mitschuldig, fügt Fanke hinzu, und fiebere bei der Suche nach der Wahrheit ständig mit. "Es wird nicht alles geklärt", betont die Regisseurin. "Die Rätselhaftigkeit, die einen im Krimi bannt, bleibt im Stück erhalten." Die Dorfbevölkerung bilde wie in einem "Mikrokosmos" die Gesellschaft ab. "Das macht es für das Theater interessant." Dazu ist nach Ansicht der Regisseurin der "Tanz mit unterschiedlichen Zeiten und Erinnerungen auf der Bühne" eine spannende Herausforderung.

Autorin Schenkel lobt an Fankes Inszenierung besonders das in Weiß gehaltene Bühnenbild. Die Schauspieler befinden sich in einer Kirche, die aufgegeben wurde, die Dorfbevölkerung ist "von Gott verlassen". Schenkel findet es "witzig, dass sich alles in diesem einen Raum abspielt". Als Fanke beim Verlag wegen einer Bühnenfassung anfragte, war die Autorin begeistert. Wer einen Stoff bearbeitet, "schafft etwas ganz Neues" daraus, sagt sie. "Ich bin immer neugierig darauf, wie der Text auf andere wirkt."

Gesehen hat sie die Bühnenversion ihres Stoffs allerdings noch nicht - bislang sei zwischen Autorenlesungen und dem Schreiben an ihrem dritten Krimi keine Zeit geblieben. Die Inszenierung im Stadttheater Fürth will sie jedoch nicht versäumen. Das "liegt für mich natürlich näher", sagt die Oberpfälzerin, die auch mit ihrem zweiten Krimi "Kalteis" die Bestseller-Listen eroberte. Diesen Stoff hat Fanke noch nicht für die Bühne entdeckt. Der Roman habe eine "konventionellere Form", sagt sie zur Begründung. "Bis jetzt", fügt sie hinzu und überlegt kurz, "ist dieser Punkt noch nicht gekommen".

Diana Wild[ddp]

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