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Kritik: Zart

Verzaubernd: Folksängerin Alela Diane im Lido.

Passend zu Karfreitag hat man die Tanzstelle Lido mit einer Ladung Gestühl in einen ausverkauften Konzertsaal verwandelt. Hier lauscht das Publikum nun andächtig einer Musik, die so unverklemmt altmodisch klingt, als wollte sie aller Welt verkünden: Seht her, der Mississippi bringt wieder sauberes Wasser aus den Bergen!

Zunächst beschwört William Elliott Whitmore im krächzenden Dock-BoggsStil auf dem Banjo das Amerika der Flüsterkneipen. Doch alsbald schon artikuliert sich nachdrücklich die 25-jährige Alela Diane aus Nevada City, die seit der Veröffentlichung ihres Debüt-Albums „The Pirate’s Gospel“ zu den Geheimtipps am Folkhimmel zählt. Den ersten Song „Age Old Blue“ aus ihrem neuen Album „To Be Still“ bestreitet sie alleine mit Akustikgitarre, bevor ihr Vater Tom Menig an der zweiten Gitarre dazukommt, dann eine Backgroundsängerin, ein Bassist und schließlich zum vierten Song ein Schlagzeuger. Stilvoll fließen die fein gestrickten Balladen, durch die Reste amerikanischer Urigkeit sickern, in den Saal: Country-Blues und Hillbilly-Folk, geradezu demütig um Dianes glockenhelle Stimme gerankt, die ein wenig esoterisch, aber keinesfalls kleinmädchenhaft von düsteren Waldgestalten und mächtigen Ozeanen erzählt.

An der Oberfläche erinnert Alela Dianes Gesang an die Folksängerin Odetta, an June Carter und die großartige Karen Dalton. Aus jedem ihrer Songs wird eine persönliche Botschaft – weniger neurotisch als bei Cat Power, weniger elfenhaft-verstörend als bei Joanna Newsom. Bei ihrem Hit „The Pirate''s Gospel“ als letzte Zugabe stampft das Publikum so begeistert mit, als wollte es Alela Diane weitersingen hören, bis der Osterhase kommt.

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