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Klingelschild Suhrkamp-Verlag.

© dpa

Kritikerempfang zur Frankfurter Buchmesse: Suhrkamp bleibt Suhrkamp

Der Suhrkamp-Kritikerempfang in der Unseld-Villa hat Tradition während der Frankfurter Buchmesse. Tradition hat auch, dass alles so ist wie immer. Unser Autor war wieder dabei.

Buchmessenmittwoch ab 17 Uhr, das hat Tradition, ist Kritikerempfang in der Unseld-Villa in der Klettenbergstraße im Frankfurter Westend. Wer eine Einladung hat, kommt in der Regel. Genauso ist es die Regel, dass unbotmäßiges Verhalten dem Suhrkamp Verlag gegenüber, beispielsweise eine zu eindeutige Pro-Barlach-Berichterstattung, mit einer Nicht-Einladung bestraft wird. Da kennt Ulla Unseld-Berkéwicz nichts, das gehört mit zum großen Suhrkamp-Spiel.

Wenn man dann so vom U-Bahnhof Holzhausenstraße durchs Westend zur Villa hochtrottet, kommen einem allerdings immer mal Gedanken in der Richtung, dass beim Kritikerempfang mal irgendwas irgendwie anders verlaufen könnte. Vielleicht in der Richtung, wie sie die Hamburger Hip-Hop-Formation 5 Sterne de Luxe einst so schön vorgab: „Die Leude woll´n, dass was passiert. Die Leude woll‘ n, dass Bass massiert. Die Leude woll‘ n das krass serviert. Die Leude wollen uns!“

Clemens J. Setz findet bei Suhrkamp launige Einführungsworte

Es passiert natürlich - nichts. Zumindest nichts Außergewöhnliches. Sonst wäre der Kritikerempfang auch kein traditioneller mehr, ja, sonst wäre Suhrkamp nicht mehr Suhrkamp. Insofern merkt man schon auf, wenn nach der Begrüßung durch die Verlegerin und nach ihrer Verlesung der anwesenden Autoren (immer schön nach Alphabet!) bei der traditionellen Kurzlesung eines Suhrkamp-Autors dieser ein bisschen mehr sagt als nur „Guten Tag“.

Der junge Österreicher Clemens J. Setz kommentiert, wie es ist, hier vor all den Kritikern zu sitzen, während diese stehend auf ihn herabschauen, merkt aber auch an, dass er glücklicherweise inzwischen viele der Kritikergesichter kenne. Und er erzählt von seiner Migräne, was deren Symptome seien, deren Vorzeichen, die sogenannte Aura, und er zudem heute morgen wegen einer Erkältung eine so schöne Harry-Rowohlt-Stimme gehabt habe, die aber leider wieder weg sei. Lutz Seiler beglückwünscht er zu dessen Buchpreis-Gewinn, was wie alles von Setz Gesagte einen guten Eindruck macht. Als er zu lesen anfängt, fällt es schwer, sich auf seinen Text zu konzentrieren - so dankbar ist man für seine launigen Einführungsworte. 

Rainald Goetz fehlt, Thomas Meinecke ist müde

Danach ist wirklich alles wie immer - jedenfalls fast. Denn Rainald Goetz fehlt - und Thomas Meinecke ist müde, hat ein biorhythmisches Tief, wie er sagt. Er möchte nicht so gern mit einer schönen Popanekdote für diesen Text rausrücken.

Dafür hört man von den Kollegen andere Sachen: Dass etwa der Coelho-Boos-Wortwechsel eine Katastrophe gewesen sein soll, dass Coelho tatsächlich kein Digitalisierungsfach- und Gewährsmann ist. Dass Lutz Seiler auf dem Blauen Sofa Wolfgang Herles hat auflaufen lassen, weil Herles mit seinen Herles-Fragen immer nur auf die DDR, die Wende und den Freiheitsdrang der DDR-Bürger abgezielt hat. Oder dass auch der Zusammenschluss von 28 Autoren unter dem Titel „Frankfurt Undercover“ nicht der Weisheit letzter Schluss ist, zumindest nach den ersten Eindrücken einer kurzen Präsentation dieses Projekts: Zwei Tage lang wollen die Autoren aus aller Welt hinter verschlossenen Türen über die Lage der Welt sprechen, womöglich gar die Welt retten, die „conditio humana“ neu definieren und und und...

Am kommenden Buchmessenfreitag wollen die Autoren ihre „Ergebnisse“ vorstellen. Es ist, denkt man dann, während man mal im Garten der Unseld-Villa steht, mal auf einem der enorm tiefen Sofas des Unseld-Wohnzimmers sitzt, doch ganz schön, wenn einfach mal nichts passiert, alles wie immer ist, wie bei diesem Empfang.

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