zum Hauptinhalt

Kultur: Krzysztof Penderecki über eine menschliche Avantgarde (Interview)

Er zählt zu den bekanntesten und meistgespielten Komponisten der Gegenwart. Seine stilistische Entwicklung spiegelt die Musikgeschichte seit 1960 wider: von der Avantgarde zur neuen Traditionsverbundenheit.

Er zählt zu den bekanntesten und meistgespielten Komponisten der Gegenwart. Seine stilistische Entwicklung spiegelt die Musikgeschichte seit 1960 wider: von der Avantgarde zur neuen Traditionsverbundenheit. Heute gastiert Krzysztof Penderecki mit der Sinfonia Varsovia in der Philharmonie. Er dirigiert seine "Sinfonie für Streicher" sowie Werke von Haydn, Bacewicz und Mendelssohn.

Die zeitgenössische Musik hat einen schweren Stand. Warum, denken Sie, wird Ihre Musik dagegen so gerne gehört und oft gespielt?

Ich glaube, ich schreibe persönliche Musik. Ein Stück ist für mich immer auch ein Bekenntnis. Ich schreibe nicht unbedingt direkt für das Publikum, aber auch meine Musik der sechziger Jahre fand immer sofort Zuhörer. Das kann ich nicht erklären.

Sie waren früher Avantgardist, sind dann als "Romantiker" beschimpft worden. Wie sehen Sie sich heute in diesem Spannungsfeld?

Ich bin beschimpft worden, weil ich der erste war, der versuchte, aus der Avantgarde einen Ausweg zu finden. Oder besser gesagt: eine Avantgarde mit menschlichem Antlitz zu schaffen. Ob ich ein Romantiker bin? Bin ich natürlich. Aber auch Musik die in meiner wildesten avantgardistischen Zeit entstanden ist, war romantisch. Ich glaube, meine Musik war immer "anders", emotionaler, persönlicher, auch in den sechziger Jahren.

Sie treten an bis zu 60 Abenden pro Saison auch als Dirigent auf. Haben Sie überhaupt noch Zeit zum Komponieren?

In den letzten Jahren habe ich das wieder reduziert, damit ich schreiben kann. Vor allem bin ich doch Komponist - und ich muss schreiben! Ich schreibe eine Sonate für Anne-Sophie Mutter, eine große Sonate von vielleicht 35 Minuten, und ein Sextett für den Wiener Musikverein.

Sie hatten eine Komposition zum Heiligen Jahr 2000 geplant. Was wurde daraus?

Ja, ich hatte darüber nachgedacht, mich dann aber doch dagegen entschieden. Ich habe so viele geistliche Werke geschrieben. Warum soll ich noch ein weiteres Oratorium schreiben, noch dazu zum Heiligen Jahr, wo wir doch wissen, dass das Datum gar nicht stimmt? Ich will mich lieber auf Kammermusik konzentrieren.

Haben Sie weitere Pläne zur Zusammenarbeit mit Musikern wie Anne-Sophie Mutter?

Ich arbeite nicht im engeren Sinne mit Instrumentalisten zusammen. Frau Mutter bekam mein zweites Violinkonzert, nachdem wir uns nur einmal getroffen hatten - und da haben wir gar nicht über Musik geredet! Ich möchte das nicht, ich möchte nicht beeinflusst werden. Und so war es auch mit Rostropowitsch und dem Cellokonzert, mit Isaac Stern und dem ersten Violinkonzert.

Haben Sie manchmal das Bedürfnis, etwas ganz anderes zu machen, die Musik beiseite zu lassen?

Ja, ich bin ein Botaniker. Ich habe einen großen "arboreto". Ich habe 1400 Arten von Bäumen, eine der größten Kollektionen in Polen. Wenn ich noch lange lebe, wird es bestimmt eine der größten in Europa. Ich finde immer Zeit für meine Bäume, sammle sie, bringe welche aus dem Ausland mit. Aber ich habe auch von Musik noch nicht genug! Ich habe Pläne für die nächsten zehn Jahre Mit Penderecki sprach Gregor Schmitz-Stevens.

Die zeitgenössische Musik hat einen schweren

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false