zum Hauptinhalt

Kultur: Kuben mit Kanten

ARCHITEKTUR

Mit 36 (André Kempe) beziehungsweise 33 Jahren (Oliver Thill) zählt man hierzulande zu den blutjungen Baukünstlern. Die beiden Sachsen studierten an der TU Dresden, bewiesen aber schon damals durch Studienaufenthalte in Paris und Tokio Weltläufigkeit und Flexibilität. Da es hierzulande kaum etwas zu bauen gibt, schlugen sie kurzerhand ihre Zelte in Rotterdam auf, von wo aus sie die Welt mit ihren Wettbewerbsbeiträgen beschicken. Die Galerie Aedes West ist vollgestellt mit eindrucksvollen Modellen: Reihenhäuser für das holländische Roosendaal, der „Winterpalast“ für Aomiro in Japan, das Nam-June-Paik-Museum für Kyonggi in Südkorea, der Umbau eines Stadions zur Wohnanlage in Salzburg, der jüngst gewonnene Wettbewerb zur Revitalisierung des riesigen KdF-Hotels von Prora auf Rügen und andere mehr – eine beeindruckende Vorstellung (Stadtbahnbogen 600 am Savingyplatz, bis 30. Mai. Katalog 10 €).

Rigorose Modernität ist den Entwürfen zu eigen. Städtebaulich oft allzu kompromisslos, setzen sie großvolumige Glaskuben in die Städte, im Inneren gern mit Gartenhof als grüner Oase. Aber vielleicht ist auch die Aufgabe falsch gestellt: 300 Wohnungen mitten in der kleinteiligen Altstadt von Roubaix aus einer Hand – das kann nicht gut gehen.

„Spezifische Neutralität“ wollen die Architekten entwickeln, Bauten also, die offen für raschen Nutzungswechsel, aber trotzdem „spezifisch“ sind, Charakter und Wiedererkennungswert haben. Ersteres ist mit Kempe/Thills rigoros gläserner Moderne gut zu machen, an der zweiten Forderung wird noch gearbeitet. Gleichwohl, zu sehen gibt’s in der Ausstellung genug.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false