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Kultur: Kürzer und besser

Berliner Kurzfilmfestival: 20 Jahre Interfilm

Ein Elch macht sich neben einem Baumfäller auf einer Parkbank breit. Beide warten auf den Bus. Plötzlich kracht die Bank. Während der Baumfäller die Bank repariert, fährt den beiden der Bus vor der Nase weg. Sie laufen ihm vergeblich nach – und als sie zu ihrer Bank zurückkehren, sitzt, ätsch, dort bereits ein Stachelschwein.

„Bus Stop“ heißt der liebenswürdige Animationsfilm von Blandine Lecointe, den das 20. Berliner Kurzfilmfestival Interfilm zeigt. 400 Filme aus 43 Ländern haben die Veranstalter ausgewählt – neben Animationen und Kurzspielfilmen auch Musikvideos, Experimental- und Dokumentarfilme. Weitere Höhepunkte: Die Veranstaltung „Eject“ stellt eine ganze Nacht lang absonderliche Filme ins Rampenlicht. „Berlin 36“ zeigt Filme, die binnen 36 Stunden ganz kurz vor dem Festival produziert worden sind. Außerdem sind neunzigsekündige Kurzfilme im Programm, die mit Handys gedreht wurden.

Erstmals hat das Festival mit Siemens einen Großsponsor an Land gezogen, hinzu kommen 80000 Euro vom Medienboard Berlin-Brandenburg und 25000 Euro EU-Fördermittel. „Trotzdem gehen wir auf dem Zahnfleisch“, sagt Festivaldirektor Heinz Hermanns. Jedes Jahr muss das zweitälteste Filmfest an der Spree, das seinen Ursprung in der West–Berliner Super 8-Off-Szene hat, um seinen Fortbestand bangen, denn der Kurzfilm lebt in Deutschland nach wie vor nur in der Nische, was die Mobilisierung von Geld immer wieder erschwert. „Selbst der Deutsche Kurzfilmpreis, der seit drei Jahren auf dem Festival verliehen wird, und die häufig prominent besetzten Jurys haben nicht zu mehr Prestige geführt“, sagt Hermanns. Der Leiter will mit seinem Festival besonders den narrativen, kommerziellen Kurzfilm fördern. „Kurzfilme müssen nicht immer experimentell und intellektuell abgehoben sein wie beim Oberhausener Festival“, sagt er.

Da gibt es etwa Thomas Wendrichs sanft-heiteren Blick auf das Alter: „Zur Zeit verstorben“. Ein verwirrter Mann (Michael Gwisdek) geht über sonnendurchflutete Felder zum Dorfplatz. Er trifft zwei ebenso zerstreute Bekannte und spricht mit ihnen. Kurze Zeit später setzt er sich in einen Bus – mit ungewissem Ziel.

Bis 7. November im Haus der Kulturen der Welt, Filmkunsthaus Babylon, Hackesche Höfe Kino, Acud, Instituto Cervantes, Kaffee Burger und in der Volksbühne.

Ramon Mirfendereski

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