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Kultur: Kulturaustausch: Luis Feito, der spanische Pionier der Abstraktion, in Berlin

Nur zwei Farben bestimmen die auf Papier oder Leinwand aufgetragenen Acryl Bilder: Rot und Schwarz. Vitales Blutrot, dicht und wolkig verschattet, mit breitem, gestischem Pinselstrich monochrom über die Fläche gezogen.

Nur zwei Farben bestimmen die auf Papier oder Leinwand aufgetragenen Acryl Bilder: Rot und Schwarz. Vitales Blutrot, dicht und wolkig verschattet, mit breitem, gestischem Pinselstrich monochrom über die Fläche gezogen. Stellenweise bricht es auf, lässt das blitzende Weiß des Bildträgers zum Vorschein treten, mit dynamisch verwischten Spuren an den Rändern. Vor diesem amorphen Farbkörper spannt sich ein zeichenhaftes Gerüst aus schweren schwarzen geometrischen Umriss- oder Flächenformen: Dreieck, Quadrat, Raute oder Rechteck. Es schafft Halt, schneidet aus, schützt gleichsam vor dem brennenden Rot.

Die Gemälde von Luis Feito, die zurzeit in der Galerie Madrid-Berlin ausgestellt sind, haben keine Titel, sondern Nummern und stammen aus den beiden letzten Jahren (Leinwand: 19 000 bis 63 000 Mark; Papier: 6500 Mark). Es ist die erste Galerieausstellung des 1929 in Madrid geborenen Altmeisters des spanischen Informel in Deutschland. In Madrid ist er vielfach geehrt, im nächsten Jahr wird eine Retrospektive mit seinen Arbeiten im Nationalmuseum Centro de Arte Reina Sofia stattfinden. Ende der fünfziger Jahre gründete er mit Rafael Canogar, Manolo Millares, Antonio Saura und anderen die legendäre Künstlergruppe El Paso. Seitdem entwickelte Feito sein Werk konsequent weiter. Häufig im Zeichen der mythischen Dualität Rot und Schwarz, entsteht es zwischen extremen Polen: zwischen freier Form und strenger Geometrie, Chaos und Ordnung, hell und dunkel, flüssig und fest - mit dem Versuch zu Perfektion, Versöhnung und Synthese.

Auch die Galerie, die die Partnerstädte Madrid und Berlin im Titel trägt, und mit Feito ihre zweite Ausstellung bestreitet, versucht einen Balanceakt: Von der "Gesellschaft für Kulturtransfer" ins Leben gerufen, will sie als unabhängiges spanisch-deutsches Gemeinschaftsprojekt "die Förderung der Begegnung spanischer Kultur zwischen Madrid und Berlin sowie die Förderung des Kulturaustausches in Mitteleuropa" anregen. Galerist Eberhard Schreiber arbeitet eng mit der Madrider Galerie Egam zusammen und will im Wechsel von Einzel- und Gruppenausstellungen die ganze stilistische Breite zeitgenössischer Kunst aus Spanien vorstellen. Das ist eine sympathische und ungewöhnliche Idee, von deren geschickter Umsetzung es abhängt, ob nur ein buntes Potpourri ästhetischer Kulinarien oder aber ein kontrastreiches Programm mit Tiefgang zustande kommt. Ein verheißungsvoller Anfang ist gemacht.

Michael Nungesser

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