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Kulturhaushalt: Oper-Rationen

Im Berliner Kulturausschuss ist der Tenor klar: Ob der Bund sich an den Kosten zur Sanierung der Staatsoper unter den Linden beteiligen wird, bleibt nach wie vor fraglich. Fehlt es dem Regierenden Bürgermeister an Durchsetzungsvermögen?

Von den Höhen des Hamburger SPD-Parteitags in die Niederungen der Berliner Haushalts- und Kulturpolitik, oder vielleicht auch umgekehrt: Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit erklärte gestern im Kulturausschuss des Abgeordnetenhauses, dass die Gespräche mit dem Bund noch immer nicht abgeschlossen sind. Es wird also weiter verhandelt über den Bundeszuschuss zur Sanierung der Staatsoper Unter den Linden (200 Millionen Euro) und jene 10 Millionen Euro, die der Senat auf Wunsch der Bundeskanzlerin der Staatsoper zusätzlich genehmigen soll. Erstmals erklärte Wowereit offiziell, dass der Senat das Schillertheater als Ausweichquartier für die Lindenoper favorisiert. Kirsten Harms, die Intendantin der Deutschen Oper, hat indessen schon einmal die wahrscheinliche neue Nachbarin begrüßt. Sie fürchte nicht die Konkurrenz vor der Haustür, im Gegenteil könne in der Bismarckstraße eine „spannende Opernmeile“ entstehen. Beschlossen ist aber noch nichts, außer dass es in jedem Fall 2010 mit der Sanierung losgehen soll. Der Kulturausschuss überwies darum den gesamten Komplex der Opernstiftung zur Abschlusslesung des Doppelhaushalts am 7. November in den Hauptausschuss des Parlaments.

Richtig Klassenkeile bekamen SPD und PDS dagegen von der Opposition für ihre Ideen zur Jugendbildung. Den Zugang der Kids zur Kultur zu fördern, ist ein erklärtes Ziel der Koalition: 3,6 Millionen Euro sollen darum künftig pro Jahr in einen „Projektfonds für kulturelle Bildungsangebote für Kinder und Jugendliche“ fließen. Bei der „Kulturprojekte Berlin GmbH“ im Podewil soll die Koordinationsstelle dieser Initiative angesiedelt werden. Über den konkreten Inhalt des zukunftsweisenden Projekts ist sich Rot- Rot allerdings bisher ebenso im Unklaren wie über die Frage, aus welchen Senatsressorts die Mittel kommen sollen. Eine einmalige Chance für Grüne, CDU und FDP, die Kopflosigkeit der Koalitionspolitik zu geißeln. Immerhin inspirierte das geballte Bashing Annette Fugmann-Heesing zu einem flammenden Plädoyer für die kulturelle Jugendarbeit, wie man es der so kühl rechnenden SPD- Frau gar nicht zugetraut hätte.

Im Übrigen stürzten sich die Abgeordneten bei der Open-End-Debatte mit Verve auf Detailfragen, gerieten sich, während Wowereits Blick in unbestimmte Fernen schweifte, darüber in die Haare, wie hoch nun der finanzielle Mehrbedarf der „Ramba Zamba“-Theatertruppe anzusetzen sei oder ob die Vergabe der jährlich 63 645 Euro für literarische Veranstaltungen durch eine Jury eventuell die Existenz des Buchhändlerkellers gefährden könnte. R.S./F.H.

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