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Kulturpolitik im Bund: Der Wert der Kunst

Ein neues Museum für die Kunst der Moderne und ein Gesetz, das über "nationale Kulturgüter" wachen soll - was hat das miteinander zu tun? Staatsministerin Monika Grütters betreibt konsequente Kulturpolitik. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Rüdiger Schaper

Das war eine besondere Woche für Monika Grütters. Die Kulturstaatsministerin wird wegen eines Gesetzentwurfs in der Öffentlichkeit tüchtig vermöbelt. Es geht um den Schutz von Kulturgut und um den Kunsthandel. Der fühlt sich diffamiert, gegängelt, erregt sich bis zur Hysterie. Zur gleichen Zeit gibt der Bundestag die Mittel frei für den Bau des Museums der Moderne in Berlin. Ein Triumph für Monika Grütters! Eine ausgezeichnete Nachricht für die Hauptstadt, die von der konsequenten Kulturpolitik des Bundes profitiert.

Ein neues Museum für die Kunst des 20. Jahrhunderts und ein Gesetz, das über "nationale Kulturgüter" wacht – was hat das miteinander zu tun? So wie der Markt sich seit hundert Jahren entwickelt hat, handelt es sich bei beweglichen Kulturgütern vornehmlich um bildende Kunst. Das nutzten die Nazis aus, als sie jüdische Sammler beraubten. Deshalb klafft nicht nur in Berliner Museen die schmerzhafte Lücke der klassischen Moderne.

Sie wurde ein wenig geschlossen, als die Bundesregierung unter Gerhard Schröder die Schätze von Heinz Berggruen nach Berlin holte. Wenn jetzt die Privatsammlungen Pietzsch, Marzona und Marx hier eine feste Bleibe finden, liegen die Dinge anders. Aber wieder greift die Kulturpolitik zu, da sie bedeutende Kunstwerke in der Hauptstadt halten kann. Auf dass sie einem breiten Publikum zugänglich werden und bleiben.

Bildung, Identität und Unterhaltung

Das ist ein hoher Wert, der sich mit Kunst verbindet: Sie gibt Identität, sie ist Bildung, Unterhaltung, Freude, sie zieht Touristen an, sie zeigt sich. Am Kulturforum soll ein neuer Platz für Kunst entstehen, zwischen Nationalgalerie und Philharmonie. Das zu entwerfende Gebäude muss dabei das Gesamte im Blick haben, die Gemäldegalerie der Alten Meister und auf der anderen Seite die Staatsbibliothek

Auch das Kulturforum ist ein Thema, bei dem Gift und Galle spritzen im Streit. Nun ist die Entscheidung gefallen. Der Neubau wird an der Potsdamer Straße entstehen. Dafür hat die Staatsministerin gekämpft. An diesem Standort gibt es mehr Platz für die Werke, die von den Privatsammlern gestiftet werden, dort werden sie gemeinsam mit jenen Werken zu sehen sein, für die in Mies van der Rohes Neuer Nationalgalerie die Fläche schon lange nicht mehr ausreicht.

Es wird also kein Sammlermuseum gebaut, wie oft behauptet, und es wird niemand kalt enteignet, der kostbare Kunst besitzt und ans Verkaufen denkt. Einige Übergriffigkeiten sind bereits aus dem Gesetzentwurf gestrichen, es geht in eine neue Runde der Konsultationen. Die Frage wird sein: Was ist "nationales Kulturgut" heute? Ist das nicht zu eng gedacht, muss man das nicht im europäischen Rahmen regeln, wenn parallel mit den USA um das transatlantische Handelsabkommen gerungen wird?

Mit globalem Charakter

Der materielle Wert der Kunst wird auf Auktionen bestimmt, mit immer neuen Wahnsinnssummen. Besucherzahlen in den Museen sind ein anderer Indikator. Kunst hat globalen Charakter. Das muss sich in der Präsentation der staatlichen Museen zeigen – und in Gesetzen, die den Handel mit Kunst regeln wollen.

Bei dem Krach der letzten Tage ist ein entscheidender Aspekt untergegangen. Es dreht sich eben nicht nur um den deutschen Kunsthandel, sondern auch um Raubkunst, zum Beispiel um die Geschäfte des "Islamischen Staats". Es geht um Terrorismus, der sich mit Kunst finanziert und Museen plündert und zerstört.

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