zum Hauptinhalt

Kultur: Kunst der Teilung

Korea stellt die Berliner Mauer ins Museum

In diesem Jahr ist Korea Gastland der Frankfurter Buchmesse. Auch die Wiederaufnahme der Gespräche zwischen Nordkoreas Diktator Kim Jong Il und Südkorea wird in Deutschland mit Spannung verfolgt. Währenddessen ist Berlin in Südkoreas Hauptstadt Seoul zu Gast: in Form einer Ausstellung, die auf Stücken der Berliner Mauer beruht. Das koreanische Komitee, das den 60. Jahrestag der Unabhängigkeit von Japan kulturell gestalten sollte, bringt zu Beginn der Feierlichkeiten die Berliner Mauer mit der 1950 bei der Teilung des Landes in Nord und Süd entstandenen Demilitarisierten Zone (DMZ) entlang des 38. Breitengrads gedanklich zusammen. Möglich gemacht hat die Ausstellung „From the Fall of the Berlin Wall to DMZ“ der französische Kunstmanager Sylvestre Verger.

Die Idee, Berliner Mauerstücke zu Kunstwerken zu verarbeiten und damit eine politische Trennung durch Kunst aufzuheben, entstand 1989. Künstler wie Mimmo Paladino, Richard Long, Sol Lewitt, Ilya Kabakov, Gottfried Helnwein, Chillida und Arman haben sich an dem Projekt beteiligt. Sylvestre Verger, der als Kunstmanager Ausstellungen rund um den Globus organisiert, hatte 1993 diese Sammlung gerettet und führt sie seitdem in eigener Regie weiter. Dazu gehört auch, dass er sie ständig erweitert. Korea war nun der Anlass, sechs koreanische Künstler aufzufordern, Mauerstücke zu gestalten. Die Stücke bleiben in koreanischen Museen, ebenso wie die eindrucksvollen Kunstwerke, die aus den Materialien der demilitarisierten Zone, Stacheldraht und Militärutensilien, entwickelt wurden.

Die Künstler arbeiten aus eigener Anschauung: Ieon Su-Cheon, einer der koreanische Künstler, war mehrfach in Berlin, er hatte die Mauer gesehen, war auch nach dem Mauerfall in Berlin. Er hofft nun auf die Aufhebung der Teilung im eigenen Land. Seine Kunst kommt schlicht daher, umso eindringlicher wirkt sie: Er belässt das Mauerstück in seiner Substanz, hat an den längsseitig durchgeschnittenen Betonblock zwei Türgriffe befestigt, die zum Öffnen leicht angezogen sind. Doch es öffnet sich nichts, der Beton ist unten durch mehrere Eisenstränge zusammengehalten.

Die Ausstellung findet im Olympiamuseum der südkoreanischen Metropole statt. Der Eingang ist martialisch: Man betritt einen künstlichen Tunnel, der von außen als Krieg „verkleidet“ und mit Soldaten als Silhouetten bestückt ist. Wenn man durch den Tunnel ins Licht des Gartens gelangt, erwartet einen die Berliner Mauer „transparent“ (Thierry Vidé). Es wäre interessant, diese Kunst aus Mauerstücken auch einmal in Berlin zu sehen.

Claudia Schulmerich

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false