zum Hauptinhalt

Kunst: "Frühstück im Freien" in Baruth

In Baruth hat es Tradition, dass der Kunstverein im Sommer ein Thema stellt und gut zwei Dutzend geladener Künstler darauf reagieren. Das diesjährige Motto spielt auf Monets berühmtes Bild an.

Für ein „Frühstück im Freien“ ist es längst zu kalt, zumal wenn eine der Teilnehmerinnen – zumindest auf Édouard Manets berühmtem Bild – sich vollkommen entkleidet hat. So bekam auch der Kunstverein Alte Schule Baruth die Unbilden des Spätsommers zu spüren. Beinahe hätte es die Vernissage verhagelt, wären die Kunstwerke im Freien – verteilt im Lenné’schen Park des kleinen Brandenburger Ortes kurz vor dem Spreewald – nicht wasserfest. So überstanden die an den Ästen eines Baumes hängenden Tischplatten von Birgit Hampel mit diversen Frühstücksarrangements den Regen unbeschadet. Ebenso die auf Ständern drapierten Federhüte von Ulla Ostendorf, die wie Platzhalter der Figuren im Gemälde erschienen, so verblüffend ähnelte die Szenerie unter Bäumen am Wasser Manets Bild.

In Baruth hat es Tradition, dass der Kunstverein stets im Sommer ein Thema stellt und gut zwei Dutzend geladener Künstler darauf reagieren. Mal hieß es „Stadt Land Fluss“ oder „Fahrt ins Blaue“, mal „Schöner Ort Nirgendwo“ oder auch „Häuser für Autos“ in Anspielung auf die allgegenwärtigen Carports der Umgebung. Den Anfang machten vor 13 Jahren fünf Künstlerpaare, die das alte Schulgebäude bezogen und seitdem in der Turnhalle regelmäßig Präsentationen organisieren. Längst sind die Außenstellungen zu einem Mix aus bekannten und weniger bekannten Namen geworden, gelungenen und weniger passenden Beiträgen. Zu den schönsten Arbeiten aber gehört Jan-Erik Ouwerkerks Fotoserie, die Menschen auf der ganzen Welt beim Essen im Freien zeigt: Chinesen im Kreise auf ausgebreiteten Zeitungsseiten sitzend, russische Soldaten beim Bier auf karierter Picknickdecke, Erntehelfer beim Stehimbiss auf der Kühlerhaube ihres Traktors.

Das Skandalbild Monets mit sitzendem Akt zwischen zwei auf einer Wiese lagernden Herren animiert seit bald 150 Jahren zur Neuinterpretation. So wörtlich wie bei Carmen Luippold, die einen alten Schubfachautomaten mit der Aufschrift „Petit Déjeuner“ im Baruther Lennépark an einen Baum schraubte, dürfte es selten geschehen sein: Für einen Euro gibt es ein Croissant und ein Gläschen Marmelade. Nicola Kuhn

Kunstverein Alte Schule Baruth, bis 26. 9.; Sa/So 11–18 Uhr.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false