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Kultur: Kunst hoch drei

Was passiert, wenn hochkarätige Solisten zusammen Kammermusik machen? Ein Jahrmarkt der Eitelkeiten kann daraus entstehen oder - in wechselseitiger Anregung - die nochmalige Steigerug individueller Fähigkeiten - ein Glücksfall eben.

Was passiert, wenn hochkarätige Solisten zusammen Kammermusik machen? Ein Jahrmarkt der Eitelkeiten kann daraus entstehen oder - in wechselseitiger Anregung - die nochmalige Steigerug individueller Fähigkeiten - ein Glücksfall eben.Den erlebt der (fast) ausverkaufte Kammermusiksaal beim Klaviertrio-Auftritt von Christian Zacharias, Frank Peter Zimmermann und Heinrich Schiff.In den Bann eines strukturell und klangfarblich genau abgestimmten Musizierens ziehen schon die ersten Takte von Beethovens op.1, dem c-moll-Trio: Dem wie auf Raubtiertatzen anschleichenden punktierten Unisono gebietet die Geige mit weich-bewegendem Ritardando Einhalt.Auch die Tongebung des Cellisten ist hochkultiviert, dabei nie aufdringlich.Zacharias wird zum Impulsgeber, wenn er glitzerndes Passagenwerk kurzerhand in trotzige Ausbrüche umfunktioniert, damit den Januskopf des jungen Beethoven zeigt.

Schlanker, eleganter als gewohnt auch Brahms mit dem jugendlich-temperamentvollen H-Dur-Trio p.8.Das dickliche Pathos, das betuliche Sentiment ist ihm in forschem Tempo ausgetrieben, ohne daß der feinnervige Klangfuß in Kälte oder bloße Farbimpression umschlägt.Selten hörte man das Kopfsatz-Seitenthema so fahl-geheimnisvoll, so sehnsüchtig bebend in den aufsteigenden Vorhalten, das Adagio so konzentriert meditierend und das Finale in jagender Bewegung so finster, ohne jede Verbindlichkeit.

Solche Souveränität kann sich auch Anton Weberns verstummende Klangwelt leisten, letztes Komprimat der von Beethoven und Brahms vollendeten Konstruktions- und Ausdruckskunst.Hier tauchen auch die Solisten wieder aus der Trio-Verschmelzung auf: In der Cello-Sonate von 1914 exponiert Schiff härteste Kontraste, die der Pianist wiederum in große Zusammenhänge zu stellen vermag.Das verdichtet sich in den Cello-Stücken op.11 zu Einzeltönen, denen Schiff einmalige, vom näselnden Griffbrett-Schnarren bis zum heftigen Anschwellen reichende Farbwerte gibt.Bruchstücke des Vergangenen läßt Zimmermann noch aus den verstreutesten Tonpunkten der kleinen Stücke für Violine und Klavier op.7 nostalgisch-nervös aufleuchten.

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