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KUNST Stücke: Pappkamerad

Christiane Meixner beobachtet Bilder, die sich selbstständig machen

Als wollten sie Wände hochgehen: Die Figuren von Rania Bedrinana haben die Blätter verlassen und sind nun selbst aus Papier. Manche liegen im Raum der Galerie Ulf Wetzka (Auguststraße 20, 2. OG, bis 17.11.), andere im alten Gestell eines Kinderbetts. Die übrigen tummeln sich an den Wänden, drehen ihrem Publikum den Rücken zu, laufen auf dünnen Beinen – oder reißen sich mit beiden Händen die Augen aus. Die Versehrtheit und Verletzlichkeit der nahezu lebensgroßen Körper wird sukzessive offenbar: Hier fehlen Gliedmaßen, dort gibt es tiefe Schnitte, und manchmal wirken die Aquarellfarben auf dem Papier wie Blutspuren. Bemerkenswert macht dies alles der virtuose Umgang der Künstlerin mit dem Material, das statt an Papier an Haut denken lässt.

Eindruck machen auch die Arbeiten von Albrecht Schäfer, die erst einmal so lapidar daherkommen, dass man ein zweites Mal hinguckt. Wo der Künstler mit Licht und Schatten spielt, werden gerissene Papierstreifen zum ornamentalen Muster. DIN-A3-Formate hat er auf Fotokopierer gelegt – und nichts fotokopiert als die Gebrauchsspuren auf den Glasscheiben der Geräte. Schäfer spürt der inneren Logik der Dinge nach, und gern verändert er sie dafür: Eine ganze Ausgabe der Boulevardzeitung „The Sun“ prangt in der Galerie Kamm – Seite für Seite zu Pappmachee gemacht und als monochromes Bild an die Wand gebracht. Minimale Farbunterschiede provozieren den Blick. Und das geduldige Papier macht alles mit (Rosa-Luxemburg-Straße 43, bis 21.12.).

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