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KUNST Stücke: Schnelle Welt

An ein Karussel, eher noch an eine Achterbahn fühlt sich erinnert, wer die Liste des britischen Magazins Art Review studiert. Gerade hat sie ihr jährliches Ranking der 100 wichtigsten Personen der Kunstwelt veröffentlicht (www.

An ein Karussel, eher noch an eine Achterbahn fühlt sich erinnert, wer die Liste des britischen Magazins Art Review studiert. Gerade hat sie ihr jährliches Ranking der 100 wichtigsten Personen der Kunstwelt veröffentlicht (www.artreview.com) – und macht deutlich, wie schnell es einen aus der Kurve tragen kann. 2012, im Jahr der Kasseler Documenta, führte deren künstlerische Leiterin Carolyn Christov-Bakargiev die Liste an. Nun sitzt sie im Wagen mit der Nummer 20 und hat Platz gemacht für Sheika Al-Mayassa bint Hamad bin Khalifa Al-Thani, die Schwester des Emirs von Katar. Eine Sammlerin, die mit Macht plus Geld nach vorne drängt.

Kuratorischen Sachverstand findet man erst auf Platz 5, den sich Julia Peyton-Jones und Hans Ulrich Obrist teilen. Dazwischen taucht statt eines Künstlers – beim letzten Mal war es noch Ai Weiwei auf Platz 3, der jetzt um sechs Ränge abgesackt ist – der Typus des Galeristen und Kunsthändlers in Personalunion auf: David Zwirner, Iwan Wirth und Larry Gagosian. Letzterer hat, so scheint es, ein wenig unter den Abgängen seiner Stars wie Damien Hirst gelitten und musste von Platz 2 auf Platz 4 weichen. Nun kann man sich über die klandestinen Kriterien einer Liste streiten, auf der mit der Städelschule in Frankfurt auch Institutionen neben Personen rangieren. Zudem mögen andere Platzierungen beweisen, dass noch immer nicht das Geschäftliche alles dominiert, wenn Massimiliano Gioni (Platz 10) als Leiter der aktuellen Biennale in Venedig um neun Plätze aufrückt und es Marina Abramovic nach ihrer spektakulären Schau im New Yorker MoMA gleich von Rang 35 auf den elften Platz katapultiert. Alarmierend ist es dennoch: Nicht die Künstler, deren Werke die gesamte Szene füttern, stehen im Zentrum. Sondern Händler und Sammler, die häufig mehr am Pekuniären als an der Kunst interessiert sind. Ein schwacher Trost ist die Erkenntnis, dass sich auch ein Überschwang am Finanziellen negativ auswirken kann. Damien Hirst etwa, auf den das Magazin beim Ranking lange nicht verzichtete, wird erstmals nicht mehr gelistet. 2012 war er noch auf Platz 41. Nun fährt mit Rosemarie Trockel eine Spitzenkünstlerin auf diesem Billet.

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