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KUNST Stücke: Viel Silikon

Das Malen liegt bei Lev Khesin in der Familie. Seine Eltern sind seit fast zwanzig Jahren als Ikonenmaler tätig.

Das Malen liegt bei Lev Khesin in der Familie. Seine Eltern sind seit fast zwanzig Jahren als Ikonenmaler tätig. Die Bilder ihres Sohnes haben jedoch auf den ersten Blick nichts mit Ikonen gemein. Sie sind nicht einmal im traditionellen Sinne gemalt, denn das bevorzugte Material des 29-jährigen Russen ist Silikon. In hauchdünnen Lagen trägt er die Verbindung aus Silicium und Kohlenwasserstoff auf Holztafeln auf, versetzt mit Farbpigmenten. Die Ergebnisse dieses sukzessiven Schichtens sind in der Galerie Läkemäker (Schwedter Straße 17, bis 13. November) zu sehen. „Onomatopoeia“ heißt Khesins Ausstellung – pure Lautmalerei. Die Plastizität der Bilder verleitet zum Tabubruch. Man möchte sie berühren und mehr als das: Man möchte seine Finger in die Werke drücken, die Silikonwürste an den ausgefransten Rändern kneten, die weiche Materialität spüren. Doch auch das Auge wird verführt: Die Transparenz des Silikons erlaubt dem Licht, mehrere Schichten zu durchdringen, bricht und reflektiert es, sodass ein perlmuttartiger Glanz entsteht. Abhängig von der Position des Betrachters zeigen sich unterschiedliche Schattierungen. Viele der Bilder (850–12 000 Euro) besitzen eine glatte Oberfläche, die durch den Einsatz von Spachteln und Rakeln eine durchscheinende Rasterung erhalten. Andere sind durch Luftdruck aufgeraut, haben Tropfenformationen oder die Oberfläche von Bienenwaben. Mit jeder neuen Position offenbaren sich Farbschattierungen, die wie ein Ölfilm schimmern. Daneben gibt es mechanische Zeichnungen, die Khesin mit einer selbstkonstruierten Maschine geschaffen hat. Der Motor eines Spielzeughamsters führt feine Stifte in willkürlichen Mustern über das Papier, die Ergebnisse erinnern an Jackson Pollocks Drip-Painting-Verfahren. Hier tut sich am Ende doch eine Verbindung zu den Kultbildern aus der elterlichen Produktion auf: Ihrer religiösen Bedeutung nach ist die Ikone schließlich auch kein von Menschenhand geschaffenes Bild.

Nicht weit entfernt sind Die Zeichnungen der Meister zu sehen. Galerist Stefan Westphal versammelt unter diesem Titel in seinen Räumen (Paul-Robeson-Straße 42, bis 30. Dezember) Blätter arrivierter Künstler, die auch mit Bleistift, Tusche, Graphit oder Kohle gearbeitet haben. Knapp zwanzig Papierarbeiten (Preise: 9000–100 000 Euro) zeigen die Möglichkeiten im grafischen Ausdruck von Sigmar Polke, Otto Dix, Werner Tübke, Fernando Botero oder Andy Warhol. Für Westphal ist die Ausstellung „eine Herzensangelegenheit“ und Auftakt einer Reihe, die im Herbst 2011 mit Zeichnungen von Bildhauern fortgeführt wird und 2012 mit Künstlern abschließt, die ausschließlich zeichnen. Zuvor steht jedoch eine Veränderung an: Ab Januar tritt der Galerist zusammen mit den Sammlern Udo Rosendahl und Petra Thöne die Nachfolge von Galerist Dieter Brusberg an, für den er siebzehn Jahre lang tätig war. Beginn ist der 14. Januar 2011. Dann eröffnet am Kurfürstendamm 213 in den alten Räumen der Galerie die Ausstellung „Szenenwechsel Teil 1“.

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