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KUNST Stücke: Wärmestube

Mitten im trüben Winter blitzen in Berliner Galerien Überraschungen auf. Zum Beispiel das Video „Apology to Roadkill“, Shaun Gladwells öko-apokalyptische Persiflage auf „Mad Max“, die auf der Venedig-Biennale 2009 zu sehen war und nun noch einmal Teil einer Gruppenausstellung ist.

Mitten im trüben Winter blitzen in Berliner Galerien Überraschungen auf. Zum Beispiel das Video „Apology to Roadkill“, Shaun Gladwells öko-apokalyptische Persiflage auf „Mad Max“, die auf der Venedig-Biennale 2009 zu sehen war und nun noch einmal Teil einer Gruppenausstellung ist. Ungewöhnlich viele Schauen mit mehreren Künstlern bestimmen derzeit die Programme der Galerien – nicht wie üblich im Sommer oder zum Jahreswechsel, sondern in der regulären Saison. Und jeder Galerist hat gute Gründe dafür.

BeiCroyNielsen hängt sogar eine Arbeit zum Thema, ein ockerfarbenes Papier, das für eine Gruppenschau der Galerie Tulips & Roses in Vilnius wirbt. Gintaras Didziapetris hat die Anzeige entworfen und in einer Kunstzeitschrift drucken lassen. Reine Fiktion: Die angekündigte Ausstellung fand gar nicht statt. Jetzt gehört das Blatt zu einer Präsentation, mit der die Künstler von Tulips & Roses ihre ästhetischen Maßstäbe in Berlin bekunden: konzeptuell, bitterkomisch und mit äußerstem Understatement (1000-6000 Euro). Es ist nach „Paris-Berlin“ die zweite Gastschau einer Galerie bei CroyNielsen in diesem Jahr (Hedemannstraße 14; bis 13. März). Zufall, sagt Oliver Croy, der seinen Gegenbesuch in Vilnius ebenfalls als Gruppenschau gestalten will: „Einzelausstellungen in Räumen, die man nicht kennt, sind schwierig. Die Gruppenpräsentation hat dagegen mehr Spiel.“

In der DNA Galerie hat kürzlich Reflection eröffnet, als Auftakt einer Reihe von Gruppenausstellungen, in der Galerist Johann Nowak einmal pro Winter Filme und Videos zeigen möchte. Die Künstler seiner Galerie, unter ihnen Tatsumo Orimoto und Nezaket Ekici, lassen ihre dicht gedrängten Arbeiten im Souterrain laufen. Die Gäste können sich im Erdgeschoss großzügiger präsentieren, etwa Oliver Beer mit seiner eindrücklichen Inszenierung einer Therapiesitzung oder – ganz prominent – Shaun Gladwell mit seiner „Mad Max“-Variation (bis 30 000 Euro). Ausstellungen mit Gastkünstlern, sagt Nowak, ermöglichten „die Zusammenarbeit auf Probe“, kein Galerist könne sich derzeit Fehler erlauben (Auguststraße 20, bis 14. März). Die Gruppenausstellung als Sicherheitsnetz, mit angenehmen Nebeneffekten: Gastkünstler bringen neue Besucher ins Haus, und die Eröffnungen sind voll, keine Selbstverständlichkeit in diesem Winter mit seinen nasskalten Straßen.

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