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KUNST Stücke: Wilde Hunde

Die Architektur und das Fliegen waren zwei Pole für Norman Bluhm. 1941 unterbrach er sein Studium bei Mies van der Rohe in Illinois und trat als Fliegerpilot den Kriegsdienst an.

Die Architektur und das Fliegen waren zwei Pole für Norman Bluhm. 1941 unterbrach er sein Studium bei Mies van der Rohe in Illinois und trat als Fliegerpilot den Kriegsdienst an. Die Spuren, die der Zweite Weltkrieg hinterlassen hat, zeigt noch die 1965 entstandene Leinwand „Bombs Away“. Zugleich spiegelt sich in den abstrakten Bildern des 1921 geborenen Amerikaners aber auch die Faszination an der Weite des Raumes. Nach dem Krieg zog Bluhm nach Paris, wo er sich zeitweise ein Atelier mit Sam Francis teilt und Kontakte zu Künstlern und Literaten pflegt. Den fruchtbaren Einfluss dieser Jahre zeigt der Kunsthandel Wolfgang Werner (Fasanenstraße 72, bis 14. November) mit Papier- und Leinwandarbeiten aus den sechziger Jahren (29 000 - 240 000 Euro). Mit diesen „Gestural Structures“ fand Bluhm seinen Weg. Zwischen Abstraktem Expressionismus und der europäisch geprägten Lyrischen Abstraktion ist das flirrende Dripping durchwoben vom pastosen, bisweilen krustigen Farbgestus, das „All-over“ weitet sich spannungsvoll. Erstaunlich, dass Werner dem 1999 verstorbenen Künstler die überhaupt erste Einzelausstellung in Deutschland widmet. 1959 war Bluhm auf der Documenta vertreten, unter anderem mit dem Bild „Chicago 1920“, das im letzten Frühjahr bei Christie’s für 1,2 Millionen Dollar versteigert wurde.

Documenta-Würden erhielt 1968 auch Jan Voss. Dennoch zählt der 1936 in Hamburg Geborene in Deutschland zu den Geheimtipps, während er in seiner Wahlheimat Frankreich auch in den wichtigen Museen präsent ist. In den neueren Arbeiten wuselt und wimmelt es von Figuren und Linienlabyrinthen. Pointiert und mit kräftigen Konturen umreißt Voss seine eigenwilligen Figurationen. Das erinnert an Comicgestalten und naive Papiermasken. „Are They Happy?“ heißt eines der Bilder (8500 - 90 000 Euro). Ein Titel, der als Ausstellungsmotto in der Galerie Nothelfer (Corneliusstraße 3, bis 31. Oktober) eindeutig bejaht werden kann. Bei allem Zeichnerischen, das Voss durch den weißen Hintergrund betont, entfalten die Bilder malerische Wirkung. Fließende Linien verleihen ihm eine informelle Struktur. Lineare Verbindungen, die aber nie in lineares Erzählen verfallen. Dass Voss dennoch zur „Narrativen Malerei“ gezählt wird, kommentiert er in einem Interview so: „Natürlich kann der Betrachter versuchen, auch eine Erzählung zu erfinden. Allerdings ist’s wie beim Sinn des Lebens: Der Sinn ist das Leben selbst, bei einem Bild ist’s vorrangig die Malerei.“

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