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Pappmaché-Skulptur der Österreicherin Ines Doujak

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Update

Kunst und Zensur: Spanischer Museumschef tritt wegen umstrittener Juan-Carlos-Skulptur zurück

Nun nimmt der Direktor den Hut: In einer Ausstellung in Barcelona sorgte eine Skulptur für Aufregung, die den ehemaligen spanischen König Juan Carlos angeblich beim Sex mit einer Gewerkschafterin zeigt. Die Ausstellung wurde trotzdem eröffnet - aber der Chef des Hauses musste nun gehen.

Eine umstrittene Skulptur, ein zaudernder Museumschef - und nun ein Rücktritt. Schon am Samstag hatte der Direktor des Museums für zeitgenössische Kunst in Barcelona (Macba), Bartomeu Mari, in einem offenen Brief seinen Rücktritt angeboten, wegen der Debatte um die Skulptur mit dem ehemaligen König Juan Carlos beim angeblichen Analverkehr mit einer bolivianischen Gewerkschafterin. Die zahlreichen Meinungsäußerungen aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen, aus Kunst und Kultur sowie aus Politik und Medien hätten ihn dazu bewogen, seine Entscheidung zurückzunehmen, die Ausstellung nicht zu eröffnen, schrieb er in dem Brief. Inzwischen hat die Trägergesellschaft des Museums das Rücktrittsgesuch des Museumsdirektors Bartomeu Marí akzeptiert.

Nach etlichem Hin und Her war die Ausstellung letzte Woche eröffnet worden, in der die umstrittene Skulptur der Österreicherin Ines Doujak in der Gruppenausstellung „Die Bestie und der Souverän“ gezeigt wurde. Die Schau war zusammen mit dem Württembergischen Kunstverein Stuttgart (WKV) organisiert worden, auch zwei Kuratoren wurden nun abberufenn. Die Träger des Museums sind das spanische Kulturministerium, die katalanische Regierung, die Stadt Barcelona und eine Stiftung. Dass auch die Kuratoren entlassen wurden, lässt darauf schließen, dass die öffentlichen Träger mit provokativer Kunst wie der Skulptur von Ines Doujak ein Problem haben.

Die Pappmaché-Skulptur der Österreicherin Ines Doujak ist eines der Werke von 30 internationalen Künstlern, welche das Macba gemeinsam mit dem Württembergischen Kunstverein zusammengestellt hat. Die Skulptur zeigt einen nackten Juan Carlos auf allen Vieren, hinter ihm die nackte bolivianische Gewerkschaftsführerin Domitila Barrios, hinter ihr wiederum ein deutscher Schäferhund.

Dem Macba-Direktor ging die Skulptur zu weit

Juan Carlos war bis zu seiner Abdankung im Juni vergangenen Jahres 39 Jahre lang spanischer König. Die umstrittene Skulptur war bei der Biennale von São Paulo im Dezember 2014 erstmals gezeigt worden. Die Künstlerin sagte damals, das Werk solle "mit Machtbeziehungen spielen und diese untergraben". Macba-Direktor Mari ging die Skulptur jedoch zu weit, und er bat die Kuratoren der Ausstellung, das Werk aus der Schau herauszunehmen. Diese weigerten sich und forderten, entweder alle Werke zu zeigen oder die Ausstellung komplett abzusagen.

Skulptur zeigt Ex-König Juan Carlos beim Analverkehr mit einer Gewerkschafterin.
Die umstrittene Skulptur war bei der Biennale von São Paulo im Dezember 2014 erstmals gezeigt worden.

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Dies hatte eine kontroverse Debatte in Spanien ausgelöst. Mari hatte daraufhin erklärt, er habe seine Überlegungen "nie als Zensur" betrachtet, sondern als "Meinungsverschiedenheit über die Präsenz eines konkreten Werkes und über die Konsequenzen der möglichen Lesart". (Tsp/AFP)

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