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Kunstmarkt: Softeis-Krise

Die Berliner Zukunftswerkstatt diskutiert über den Kunstmarkt. Die Krise der Kunst ist höchstens eine des Marktes.

Es war der Beweis, dass die Finanzkrise auch den Kunstmarkt erreicht hat: Das Gemälde „Jerusalem“ von Gerhard Richter fand im Herbst 2008 keinen Bieter, der auch nur annähernd den Schätzpreis von fünf bis sieben Millionen Pfund hätte zahlen wollen. „Der Boom der zeitgenössischen Kunst ist definitiv vorbei“, sagte Daniel von Schacky vom Auktionshaus Villa Grisebach bei der „3. Zukunftswerkstatt Weißensee“. Aber: Was den Kunstmarkt schmerzhaft treffe, brauche den Künstler nicht zu kümmern. Das war die Botschaft der Veranstaltung unter dem Motto „Kunst in der Krise“ zu der die Mart-Stam-Gesellschaft, der Förderverein der Kunsthochschule Weißensee, eingeladen hatte. Einstimmig prophezeiten die Gäste, dass das Ende des Booms zur Rückbesinnung auf die Inhalte führen werde. Die Krise der Kunst? Höchstens eine des Marktes.

Deshalb machte sich der Galerist Gerd Harry Lybke auch keine Sorgen um die Zukunft der Nachwuchskünstler. „Ihr seid wie Softeis“, sagte Lybke zu den Studenten, „ihr seid noch nicht abgeleckt“. Lybke gilt mit seiner Galerie Eigen+Art als Entdecker der Leipziger Schule rund um den Maler Neo Rauch.

Nach Einschätzung von Christina Schroeter-Herrel, Kunstberaterin bei der Deutschen Bank, werde die Neugier an zeitgenössischer Kunst sogar noch wachsen. Junge Sammler gebe es genug. Sie suchten nach „Authentizität“, oder wie Lybke es nannte: „Der Künstler sollte zu seinem Werk etwas sagen können.“ Und von Schacky gab den Rat:  „Kümmert Euch um eure Kunst, nicht darum, was der Markt will.“ Wenn ein Auktionator das sagt, dann stehen vielleicht wirklich neue Zeiten bevor. nap

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