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Bitte staunen. Ein Besucher vor einer Arbeit von Agustina Woodgate bei der Eröffnung der Kunstmesse ABC.

© dpa/Britta Pedersen

Kunstmessen Berlin: Aufbruch ins Offene

Zum Ende der Art Week: Die Kunstmessen ABC und Positions ziehen eine positive Bilanz.

Der Galerist mit dem Krematorium bringt es auf den Punkt. Patrick Ebensperger, dank seiner besonderen Ausstellungshalle in Wedding für das Thema sensibilisiert, hat jüngst in einem Radio-Interview sein Unbehagen an Berlin formuliert: Ständig werde übers Sterben gesprochen. Mal sei die Großgalerie tot, dann der Projektraum, die kleine Galerie oder gleich der ganze Kunstmarkt.

Wer in den vergangenen Tagen auf der Art Berlin Contemporary (ABC) oder der Positions Berlin unterwegs war, der konnte eine sehr lebendige Kunstszene sehen. Ausgenommen jene hysterische VIP-Meute, die sich zur Vorpremiere wie in Basel am Eingang der Kunstmesse drängt, um den Kauf ihres Lebens zu tätigen. Sie würde in Berlin allerdings auch kaum fündig, denn die Exponate am Gleisdreieck wie in der Arena in Treptow eignen sich selten zur raschen Spekulation. An den globalen Handelsknoten hat die Frage nach der Rendite das Interesse an den Inhalten längst verdrängt. Berlin ist da anders. Doch nicht nur deshalb ist die Stimmung vier Jahre nach dem Ende des Art Forums wieder gut. Beide Messen melden Verkäufe und die Sichtung internationaler Sammler. Gerade die Galeristen, die viel Geld in die Messetage investieren, halten ungern still. Nicht bei allen fällt die Bilanz durchgehend positiv aus, das wäre unglaubwürdig. Aber ein gewisser Schwung hat auch sie erfasst. Bis hin zu einem enthusiastischen Heinrich Carstens, der die Positions gemeinsam mit Kristian Jarmuschek organisiert hat und Samstagabend vom allgemeinen Wohlwollen für die zweite Ausgabe fast überwältigt schien. Auch seitens der Sammler, die er täglich durch die Arena führt.

Man kann über die Gründe spekulieren. Zu den naheliegenden gehört, dass es die aktuelle Mischung ist. Mit der ABC als anspruchsvoller Verkaufsschau mit Fokus auf einzelnen künstlerischen Positionen. Und der Positions, die optisch mit ihren knapp 80 Teilnehmern ein Messekonzept vertritt. Man darf sich wünschen, dass beide Veranstaltungen noch viel mehr internationale Galerien anziehen, sollte aber nicht vergessen, dass Berlin selbst ein hohes Potenzial für Entdecker hat. Sammler haben selten Zeit, um von Charlottenburg bis Moabit jede Galerie zu durchkämmen. Das konzentrierte Angebot der Messen mit ihrem Fokus auf die Hauptstadt ist attraktiv.

Weit mehr noch zählt die Atmosphäre. Soll keiner glauben, man habe nicht mitbekommen, wie destruktiv es zum Ende des Art Forums hin war und wie konfliktreich die Zeit danach. Die ganze Kunstszene funktioniert nach den Strukturen einer Großfamilie. Wer geht schon gern auf ein Familienfest, wenn er weiß, dass die Verwandten zerstritten sind! Vier Jahre später fühlt es sich anders an. Gelassener und einladender. Vielleicht weil den Protagonisten klar geworden ist, dass es nur kooperativ geht. Dass Abschotten gegen die Konkurrenz eine schlechte Idee ist. Leben und leben lassen – diese Parole steht der Kunststadt gut.

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