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Kunstraub: Britische Polizei jagt Bande von "Kunstschmelzern"

Nach dem spektakulären Raub einer Großskulptur in Großbritannien hat Scotland Yard die Fahndung nach einer Bande von "Kunstschmelzern" verstärkt. Die Bande sei "allein am Materialwert der Skulpturen interessiert."

London - «Diese Leute haben keinerlei Achtung vor den Werken, die sie stehlen», sagte ein Polizeisprecher. Die jüngste Beute der Bande, die nach Angaben der Zeitung «Sun» vom Mittwoch polizeiintern «The Meltdown Mob» (etwa: Das Schmelzergesindel) genannt wird, ist eine Figur einer drei Statuen umfassenden Großskulptur des britischen Bildhauers Lynn Chadwick. In Kunsthändler-Kreisen wird ihr Wert auf umgerechnet bis zu einer Million Euro geschätzt. Der reine Materialwert der mehr als zwei Meter hohen Statue aus Bronze beträgt nach dem Einschmelzen hingegen lediglich einige tausend Euro.

Nach Angaben von Polizeisprecher Vernon Rapley geht Scotland Yard davon aus, dass in den letzten sechs Monaten der Raub von etwa 20 Metallskulpturen im Materialwert zwischen umgerechnet 7500 bis 45 000 Euro auf das Konto der Schmelzerbande gehen könnte. «Die Täter gehen radikal mit schwerer Technik vor und rauben dabei Tonnen schwere Skulpturen von öffentlichen Plätzen, die früher allein wegen ihres Gewichts als diebstahlsicher galten.»

So wären für den Abtransport der Chadwick-Statue aus seiner Dreier-Skulptur «The Watcher» (der Beobachter) aus dem Garten der Universität Roehampton in Südlondon ohne technische Hilfsmittel etwa acht Menschen erforderlich gewesen. Vermutlich sei die Figur mittels eines Seils durch Lastwagen aus der Verankerung gerissen worden.

Erst am 15. Dezember hatten Unbekannte nördlich von London eine tonnenschwere Bronze-Skulptur des britischen Bildhauers und Grafikers Henry Moore (1898-1986) im Kunsthandels-Wert von umgerechnet 4,4 Millionen Euro gestohlen. Überwachungskameras im Park der Henry- Moore-Stiftung in Perry Green filmten, wie drei Männer die rund zwei Tonnen schwere Skulptur «Reclining Figure» (Zurücklehnende Figur) mit einem Ladekran auf einen Lastwagen hievten.

Chadwick (1914-2003) gilt als einer der wichtigsten britischen Bildhauer der Nachkriegsgeschichte. Für seine Großskulpturen verwendete er häufig verschweißte Eisenteile, die oft mit Beton aufgefüllt wurden. Viele wirken wie eine Mischung aus Abstraktem und Figürlichem. Chadwicks Arbeiten wurden mit zahlreichen europäischen Kunstpreisen ausgezeichnet. (tso/dpa)

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