zum Hauptinhalt

Kunststücke: Durchreise

Anna Pataczek schaut sich die Wände von Art Hotels an.

Manch einer raunt, in vielen Berliner Galerien sei es nur zu Vernissagen richtig voll. Insofern sind 30 000 Besucher im Monat eine gigantische Zahl. So viele sollen sich laut Veranstalter die Ausstellungen von Art Place Berlin im Park Inn am Alexanderplatz ansehen. Unter dem Titel Zeichen-Gestalt hängen dort Arbeiten von Christian Schütz (bis 9. Mai). Art Place Berlin möchte ein öffentliches Forum für zeitgenössische Kunst und interkulturelle Projekte sein. Alle drei Punkte stimmen: Jeder kann in die Lobby spazieren. Schütz ist 1941 in Berlin geboren, er setzt sich in seiner Arbeit unter anderem mit Neuer Musik auseinander, übersetzt Töne in bildhafte Schwingungen. Stichwort interkulturell: Die Touristen stammen aus aller Herren Länder. Wenn eine Busladung wie jetzt zur Osterzeit vor dem Hotel ausgespuckt wird und die Gäste mit ihren Koffern in der Lobby zum Einchecken Schlangen bilden, dann stehen ganze Trauben vor den metallisch glänzenden abstrakten Bildern. Nur leider schaut niemand hoch. Wichtiger ist, wer welches Zimmer bekommt und wohin man zuerst in der Stadt geht. Kunst in einem Hotel mitten auf dem Alexanderplatz hat einen großen Konkurrenten: Berlin selbst. Dagegen steuern die Organisatoren mit einer prominenten Hängung: Schütz’ Runenbilder hängen im ganzen Eingangsbereich, vor dem Lift und ein Stockwerk weiter oben. Eigentlich muss jeder die Bilder sehen. Ob er sie anschaut, ist eine andere Frage. Und wer sich nur für Preise interessiert, wird enttäuscht. Man will sich bewusst absetzen von Galerien. Kaufinteressenten müssen mit dem Künstler telefonisch in Kontakt treten.

Die kleine Galerie im Marriott-Hotel am Potsdamer Platz muss man suchen. Es ist der Vorraum zur Wandelbar. Die jedoch ist nicht immer geöffnet, sondern kann für besondere Veranstaltungen gebucht werden. Eine Tafel an der Rezeption bittet die Gäste um Beachtung der Galerie. Wer sich die Bilder ansieht, tut das also aus Interesse. Das ist gut für die Kunst, an der keine Besucherströme vorbeiziehen. Seit zwei Jahren setzt das Haus auf Zeitgenössisches und möchte Künstlern eine Plattform bieten. Die müssen jedoch damit rechnen, dass ihre Bilder schlecht sichtbar über die Türen gehängt werden. 15 Ölbilder in Blautönen des Berliner Malers Albert Josef Fischer drängen sich seit heute in dem Raum (100 –1000 Euro). Gäste der Art’otel-Kette schließlich werden schon auf der Internetseite gefragt, für welchen Künstler sie sich interessieren, weil sich jede Dependancen in Berlin und Potsdam einem anderen Künstler widmet. Hier kann man mit Baselitz ein Zimmer teilen oder neben Warhol an der Bar Platz nehmen.

Zur Startseite