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Kunststücke: Lob der Galerie

Christiane Meixner freut sich auf eine Studie zur Kunst in Berlin. Michaela Englert und Hergen Wöbken haben ein echtes Kunststück vollbracht.

Ein Jahr lang sammelten Michaela Englert und Hergen Wöbken Daten, interviewten gut 80 Akteure der Berliner Kunstszene, sprachen mit Institutionen und sammelten Eindrücke zur Situation der Gegenwartskunst in Berlin. Ihr Ziel? Eine Studie zum Thema, die die Stadt und ihr einzigartiges kulturelles Klima abbildet. „Es gibt ein tiefes eigenes Interesse an der Untersuchung, weil wir glauben, dass die Gegenwartskunst eine große Chance ist“, meint Wöbken als Gründer und Geschäftsführer des Instituts für Strategieentwicklung (IFSE).

Rechtzeitig zum fünften Gallery Weekend am kommenden Wochenende schloss das Team nun die Ordner der privat finanzierten Bestandsaufnahme. Bis zu vier Mitarbeiter des Instituts waren zwischenzeitlich damit beschäftigt, sich den Überblick auf einem Kunstmarkt zu verschaffen, der von vielen Akteuren geprägt wird – von Galerien, Künstlern, Off-Räumen und Institutionen. „Man muss genau hinschauen“, sagt Wöbken, „um erst einmal die ökologischen Zusammenhänge sichtbar zu machen, bevor man an die ökonomischen Faktoren geht.“ Ein ökonomisches Detail hat er allerdings schon isoliert und als Fazit in seiner Studie formuliert, die komplett erst im Juni und dann in Kooperation mit dem Neuen Berliner Kunstverein (n.b.k.) veröffentlich wird. Dass die meisten Galeristen in Berlin nicht nach öffentlicher Förderung rufen; obwohl es immer wieder gern behauptet wird. Im Gegenteil war der studierte Ökonom vom unternehmerischen Denken beeindruckt, das ihm an vielen Adressen begegnet ist. Darunter waren etablierte wie junge Galeristen, die meist in „völlig unterschiedlichen Welten unterwegs“ sind: erstere in der internationalen Kunstwelt, die anderen in Berlin mit einem Fokus auf hier lebenden internationalen Künstlern.

Auch das hat Wöbken festgestellt. Natürlich macht er noch nicht alles publik. Ein paar interessante Vorab-Fakten gibt es aber doch. So attestierten die Forscher jenen Pionieren, die Anfang der neunziger Jahre die Auguststraße bevölkerten, sie hätten den Grundstein für die gesamte Entwicklung gelegt: „Die ersten Galerien dort haben Berlin ebenso vorangebracht wie später die großen Ausstellungen in Räumen von quasi institutionellem Format.“ Die Kunstszene in der Stadt, das muss man wohl so sagen, sähe ohne die Galeristen erheblich anders aus. Sie haben einen ganzen Teil jener Erfolgsgeschichte mitgeschrieben, die Berlin heute „nach New York zum größten Standort der Kunst“ macht. Das, so Wöbken, sei zwar auch schon vor zehn Jahren behauptet worden. „Nun aber stimmt es.“ Ein Indikator sei für ihn nicht zuletzt das Gallery Weekend. Auch eine Initiative von Berliner Galerien, die nicht auf die Politik warteten, sondern selbst etwas bewegten. Was noch passieren könnte, dafür soll die Studie des IFSE nun demnächst eine Grundlage zur „Diskursfähigkeit“ bieten.

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