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KURZ  &  KRITISCH: Bill Wyman im Postbahnhof

„Wir spielen eine Mischung aus Jazz, Blues, Soul und Rock ’n’ Roll“, sagt Bill Wyman. „Und wir werden eine Menge Spaß haben!

„Wir spielen eine Mischung aus Jazz, Blues, Soul und Rock ’n’ Roll“, sagt Bill Wyman. „Und wir werden eine Menge Spaß haben!“ Das ist ihm das Wichtigste. Der Spaß an der Musik und am Zusammenspiel mit anderen. Ein Vergnügen, das ihm nach dreißig Jahren als Bassist der Stones abhandengekommen war. 1993 hat er sich offiziell getrennt von der „größten Rock’n’Roll-Band der Welt“. Doch weil er nicht von der Musik lassen wollte, fand er sich ein paar Jahre später mit erlesenen Freunden zusammen zur vielleicht „größten Freizeit-Spaß-Band“: Bill Wyman’s Rhythm Kings.

Enttäuschung allerdings, als er seine Mitstreiter im Berliner Postbahnhof vorstellt: Der fabulöse Gitarrist Albert Lee ist nicht dabei. Aber schon wirft der nicht minder grandiose Georgie Fame die Hammond an, lässt schwer und langsam „A Whiter Shade Of Pale“ aus dem Leslie-Cabinet flirren und die Stimmbänder vibrieren: „We skipped the light fandang-oooh ...“, zieht er die Zeile, und zack! legt er den Schalter um zu „I Got A Woman“, swingt reißend und treibend. Er wird noch mehr von Ray Charles orgeln, singen und swingen, wird „Poison Ivy“ von den Coasters zitieren, Van Morrison, „Fever“, fiebriges Karibik-Gefühl.

Ein Vergnügen auch der Rest der Band: Blues, Shuffle und Slidegitarre von Terry Taylor. Soul und James Brown von der Sängerin Beverly Skeet. Boogie-Piano, Bob Dylan und Irma Thomas von Geraint Watkins. Schwitzend schwenkende Saxofone, Mundharmonika und Flöte von Frank Mead und Nick Payne. Knackige Drums von Graham Broad. Und mittendrin ein stoischer Bill Wyman, der die Finger der linken Hand über die kurze Mensur seines neuen Center-Basses wandern lässt, während der Daumen der rechten synkopische Sprünge macht.

Lustig, wenn Bill Wyman „Honky Tonk Woman“ singt oder er über Chuck Berry herzieht als mieseste Type, der er je begegnet sei. Großer Bahnhof schließlich für den Gast des Abends: Mary Wilson. Wilson singt überraschend überzeugend und leidenschaftlich ein paar Songs aus ihrer großen Zeit mit den Supremes in den sechziger Jahren: „Baby Love“, „Stop In The Name Of Love“, „You Can’t Hurry Love“. Bill Wyman grinst. Er hatte wieder viel Spaß. Und alle anderen auch.

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