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KURZ & KRITISCH: Heavy Metal und Comedy

HEAVY METALMehr ist weniger: Manowar im TempodromDas Musikgeschäft wird härter: Nur Platten veröffentlichen und auf Tour gehen reicht auch für einstige Großverdiener wie Manowar nicht mehr. Bevor die Veteranen des „True Metal“ im Tempodrom zur Tat schreiten, wird die Werbetrommel gerührt für genreaffine Fantasy- DVDs, ein Festival im Wachstumsmarkt Slowenien oder „Metal on Demand“, die Download-Plattform für den wählerischen Schwermetaller.

HEAVY METAL

Mehr ist weniger: Manowar im Tempodrom

Das Musikgeschäft wird härter: Nur Platten veröffentlichen und auf Tour gehen reicht auch für einstige Großverdiener wie Manowar nicht mehr. Bevor die Veteranen des „True Metal“ im Tempodrom zur Tat schreiten, wird die Werbetrommel gerührt für genreaffine Fantasy- DVDs, ein Festival im Wachstumsmarkt Slowenien oder „Metal on Demand“, die Download-Plattform für den wählerischen Schwermetaller. Businessmäßig gut aufgestellt, können sich Manowar auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren: Ihre mit rührend hölzernem Pathos aufgeladene Performance dürfte sich im letzten Vierteljahrhundert kaum verändert haben. Ohne showtechnischen Firlefanz, dafür mit gespreizter Eitelkeit setzen die vier Macho-Malocher auf die Wucht ihrer zwischen elaborierter Progrock-Virtuosität und AC/DCesken Simpel-Riffs gepolten Kriegerhymnen.

Interessant die körperliche Verfassung der 55-jährigen Joey DeMaio und Eric Adams. Während Sänger Adams mit eingezogener Plauze grazil wie ein Gewichtheber mit Bandscheibenvorfall wirkt, hat sich Bassist DeMaio lederhäutige Sehnigkeit bewahrt. Heiterer Höhepunkt ist die Kurzzeit-Rekrutierung eines Fans, der mit zwei leicht bekleideten Damen geködert wird und als riffsicherer Aushilfsgitarrist begeistert. Zwei Stunden berocken die schweren Jungs ihre „Manowarriors“, nicht ohne sie zum Abschied aufzufordern, ihren Promoter mit E-Mails zu bombardieren, damit er bald die nächste Tournee organisiert. Man muss schließlich sehen, wo man bleibt. Jörg Wunder

COMEDY

Weniger ist mehr: Peter Shub bei den Wühlmäusen

Eine der besten Nummern von Peter Shub geht so: Er zieht eine Sonnenbrille aus seinem Koffer, präsentiert sie als die Zauberbrille von Copperfield, setzt sie auf und imitiert einen blinden Pianospieler. „Wer bin ich?“, fragt Peter Shub mit einem schelmischen Grinsen, und als die Namen Stevie Wonder und Ray Charles gefallen sind, da nimmt er die Brille ab und strahlt: „No, it’s me! It’s still Peter Shub! I told you it’s magic!“ Die Leute brüllen vor Lachen. Genauso funktioniert Shub, der Clown: Er braucht wenig Requisiten und wenig Worte (er wechselt zwischen Deutsch und seiner amerikanischen Muttersprache), er bedient sich vieler kleiner Gesten und einer äußerst präzisen Mimik. Er hat Charme, ein perfektes Gefühl für Timing, und anders als Fernsehclowns wie Mario Barth weiß er, dass weniger meistens mehr ist – was dazu führt, dass ihm das Publikum in den fast ausverkauften Wühlmäusen von der ersten Minute an mit Staunen folgt.

Shub ist ein Clown der alten Schule; in den Momenten, in denen die Dinge um ihn herum plötzlich ein Eigenleben zu entwickeln scheinen und ihn vor fast unlösbare Aufgaben stellen, erinnert Shub manchmal an den großen Jacques Tati, in seiner kindlichen Freude über deren Bewältigung an Mr. Bean. Nach zwei Stunden steht er da, mit einer gewissen Melancholie, und winkt jeden Zuschauer einzeln hinaus, bis keiner mehr im Saal ist. „Ich habe Zeit“, sagt er – und das ist genau das, was er den Fernsehclowns von heute voraus hat. Richard Kropf

Jörg W, er

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