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Kurz & Kritisch: Mozart, Balzer und Preußisches Tafelsilber

Mozart-Sinfonien im Kammermusiksaal, Matthias Balzers Bilder im Schloss Köpenick und Preußisches Tafelsilber in Babelsberg und Glienicke kurz kritisiert.

KLASSIK

Forsch: Mozart-Sinfonien

im Kammermusiksaal

Das sechste und letzte Konzert dieser Spielzeit widmet das Deutsche Kammerorchester Mozart, zwei seiner späten Sinfonien stehen im Kammersaal der Philharmonie auf dem Programm. Schon die langsame Einleitung der Linzer Sinfonie trägt Dirigent Markus Poschner wie auf Händen, die intensiven Akkordcrescendi geraten ihm zu den ersten magischen Momenten des Abends. Allerdings erliegt er nicht der Versuchung, Mozart für ein Feuerwerk faszinierender Details zu missbrauchen, wie das nicht selten geschieht. Die endlose Folge fein abgestufter Gesten etwa im Menuett hält Poschner an der kurzen Leine, immer der großen Linie verpflichtet.

Andererseits fehlt gelegentlich ein wenig von der Mozart so angemessenen souveränen Gelassenheit. Oft sitzen die Musiker gewissermaßen zu sehr auf der Vorderkante des Stuhls, vertrauen zu wenig dem Charme der Musik. Erst in der deutlich dramatischeren Prager Sinfonie finden Musiker und Dirigent dauerhaft zueinander. Die Zerrissenheit des langsamen Mittelsatzes mit seinen zarten Kantilenen und dem nervösen rhythmischen Pulsieren gelingt so überzeugend wie das zwischen heroischen Orchesterschlägen und heiteren Spielfiguren changierende Finale. Poschner liebt den scharfen Kontrast: Beethoven liegt ihm vielleicht doch mehr. Ulrich Pollmann

KUNST

Filigran: Matthias Balzers

Bilder im Schloss Köpenick

Dämmerlicht herrscht in der Stube, die mit Kachelofen, Tisch und zusammenfaltbarem Scherenstuhl spärlich eingerichtet ist. Es duftet nach Holz. Intarsienbilder in diesem Renaissance-Prunkraum zeigen Architekturen, darunter das Schloss Haldenstein im schweizerischen Graubünden, aus dem das Zimmer selbst stammt. Das Renaissancezimmer ist im Kunstgewerbemuseum im Schloss Köpenick zu sehen. Die Sonderausstellung „Von Haldenstein nach Köpenick“ mit Malerei und Druckgrafik des Graubündner Künstlers Matthias Balzer passt deshalb gut hierher, weil der 1932 geborene Schweizer selbst im Schloss Haldenstein gearbeitet hat. Eine Fotodokumentation zeigt seine ätherische Figuren, die Balzer in der Tradition von Katakombenmalerei in einem Kellerraum des Schlosses direkt an die Wände gemalt hat (Köpenick, Schlossinsel 1, bis 20.9., Di-So 10-18 Uhr).

Vor allem sind Balzers Figurenbilder in Form von Malereien, Lithographien und Farbradierungen zu sehen. Die zwischen 1981 und 1992 entstandenen Blätter bewegen sich zwischen zwei Polen. Von der Beseeltheit des Kosmos und der heiteren Fortsetzung des Lebens nach dem Tod erzählen die von etruskischen Grabdarstellungen inspirierten Bilder. Auf der anderen Seite steht das mittelalterliche Weltbild von Tod und Verdammnis, wie es der Dichter Dante Alighieri heraufbeschworen hat: Darstellungen wie die Temperamalerei „Blutstrom der Tyrannen“ (1982) und die Farbradierung „Pechsee“ (1981/82) fesseln mit düsterer Expressivität. Jens Hinrichsen

KUNSTGEWERBE

Fein: Preußisches Tafelsilber

in Babelsberg und Glienicke

Wer heute sagt, Tafelsilber werde verscherbelt, meint vermutlich die Reserven der Bundesbank oder Staatsanteile an der Deutschen Bahn. Früher legte der Staat Vermögenswerte tatsächlich in repräsentativem Tischbesteck an. In Notzeiten, wie während der Befreiungskriege gegen das napoleonische Frankreich, wurde viel Silber eingeschmolzen und – ganz wörtlich – zu Geld gemacht. Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg nimmt nun die Sanierung des Dachgeschosses im Schloss Charlottenburg zum Anlass, Bestände der dortigen Silberkammer zu zeigen. Gereinigt und kunsthistorisch neu untersucht, ist die zweiteilige Ausstellung „Brüderlicher Tafelglanz“ in den Schlössern Glienicke und Babelsberg (bis 31. 10. 2010, Di-So, 10-18 Uhr, im Winter geänderte Öffnungszeiten) zu sehen. Einen halbstündigen Spaziergang voneinander entfernt finden sich dort die Tischgedecke der Prinzen Wilhelm und Carl von Preußen. Beide wurden vom Hofgoldschmied Johann George Hossauer nach Entwürfen Schinkels anlässlich der Verheiratung der Prinzen gestaltet. Schade nur, dass die Sicherheitsglocke, die das teure Silber schützen sollte, kaputt gegangen ist und der Besucher im Schloss Glienicke so großen Abstand von den Ausstellungsstücken halten muss, dass ihm Details wie die eingravierten Monogramme entgehen. Die galten damals dank neuester mechanischer Pressverfahren, präziser als Handarbeit, als Kunsthandwerk ersten Ranges. André Weikard

Ulrich PollmannD

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