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Der Sänger Dietrich Fischer-Dieskau ist kurz vor seinem 87. Geburtstag gestorben.

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Kurz vor 87. Geburtstag: Sänger Dietrich Fischer-Dieskau gestorben

Er galt als der wahrscheinlich bedeutendste Vertreter des romantischen Liedgesangs. Auch als Opernsänger, Musikpädagoge und Schriftsteller machte er sich einen Namen. Nun ist Dietrich Fischer-Dieskau gestorben.

Der Bariton Dietrich Fischer-Dieskau ist tot. Er starb am Freitag kurz vor seinem 87. Geburtstag, wie seine Ehefrau, die Sängerin Julia Varady, mitteilte. Der "Jahrhundertsänger" Fischer-Dieskau galt als der wahrscheinlich bedeutendste Vertreter des romantischen Liedgesangs. Er machte aber auch als Opernsänger, Musikpädagoge und Schriftsteller Karriere. Untrennbar verbunden mit seinem Namen bleiben vor allem seine Interpretationen von Franz Schuberts "Winterreise".

Der 1925 geborene Fischer-Dieskau wuchs in Berlin-Zehlendorf auf. In seinem Erinnerungsband "Zeit eines Lebens. Auf Fährtensuche" verriet er einmal, wie es zu seiner Berufswahl kam: Er habe das Klavierspielen seiner Mutter nicht ausgehalten, "schon gar nicht, wenn sich zugleich ihre etwas piepsige Gesangsstimme hören ließ. Das musste doch besser zu machen sein!" Noch in der Schulzeit hatte Fischer-Dieskau mit einer Darbietung der „Winterreise“ 1943 im Berliner Rathaus Zehlendorf einen ersten Auftritt.

Nach dem Hochschulstudium sprang er 1947 ohne Probe für einen erkrankten Solisten im "Deutschen Requiem" von Brahms in Badenweiler ein.

Schon im Herbst des darauffolgenden Jahres wurde er als erster lyrischer Bariton an der Städtischen Oper Berlin verpflichtet. Auftritte in ganz Europa und internationale Anerkennung bei Publikum und Musikkritikern folgten. Neben seinen Opernauftritten legte Fischer-Dieskau bald den Schwerpunkt seines Schaffens auf die Liedinterpretation, insbesondere auf Schuberts Werke. 1948 spielte er erstmals die "Winterreise" ein, von der später weitere acht Aufnahmen erschienen. Liedklassiker wie "Die schöne Müllerin" oder Mahlers "Kindertotenlieder" erreichen als Platten hohe Auflagen.

Sehen Sie hier Bilder aus dem Leben des "Jahrhundertsängers":

Im Jahr 1992 beendete Fischer-Dieskau seine Gesangskarriere. Zu den Höhepunkten seiner Laufbahn gehörten die Teilnahme an der Uraufführung von Benjamin Brittens „War Requiem“ bei der Einweihung der neuen Kathedrale im britischen Coventry im Jahr 1962. Der Dirigent, Maler, Musikwissenschaftler und Rezitator publizierte über den Goethe-Freund Carl Friedrich Zelter und das Berliner Musikleben. Bis zuletzt hatte er Meisterklassen gegeben. Zu seinen Schülern gehörten Thomas Quasthoff und Christian Gerhaher.

Der Tod von Fischer-Dieskau hat bei Politikern und Kulturschaffenden große Anteilnahme hervorgerufen. Der Künstler habe "mit unbeugsamem Fleiß und einzigartiger Begabung in vielen Jahrzehnten Berlins Ansehen als Kulturmetropole bereichert", sagte Berlins Regierender Bürgermeister, Klaus Wowereit (SPD), am Freitag.

Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) würdigte Fischer-Dieskau als "Ausnahmekünstler und Jahrhunderterscheinung". "Mit ihm verliert die Musikwelt einen der ganz Großen. Dietrich Fischer-Dieskau wird unvergessen bleiben als der ideale Interpret des deutschen Liedes", sagte Seehofer in München. Der CSU-Politiker betonte, auch auf der Opernbühne habe der Sänger Geschichte geschrieben. "Ob als Dirigent, Musikschriftsteller oder Maler - Dietrich Fischer-Dieskau hat stets Maßstäbe höchster Qualität gesetzt." Der Intendant der Bayerischen Staatsoper, Nikolaus Bachler, sprach von einem großen Verlust für die Musikwelt.

(dpa, dapd)

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