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Kultur: Kurzes Glück

Stanislaw Skrowaczewski und die Philharmoniker

Im künstlerischen Prozess kann die Apokalypse ein treuer Freund sein. „Es ist ein Ende der Welt! Das traurigste von allen!" Mit prosaischer Resignation deklamiert Matthias Goerne die letzten Zeilen aus Karl Amadeus Hartmanns „Gesangsszene“, während die Philharmoniker schon schweigen. Sie haben alles gesagt, was diese Musik zum Übel der Welt beizutragen hat. Haben sich vom 87-jährigen Stanislaw Skrowaczewski am Pult der Philharmonie durch Techno-Abgründe ziehen lassen, haben blecherne Maschinenmusik produziert, flimmernde Streicher.

Grenzen abstecken, auf Effekte setzen, darauf kommt es dem ausgewiesenen Bruckner-Experten Skrowaczewski im Kopfsatz der Dritten zunächst an. Maximales Majestoso im Blech, ein vor Streicherlyrik platzendes Seitenthema, dazwischen harte Zäsuren. Hier ist Bruckner eben doch ein konstruierender Geist. Der Pole zeigt sich als Analytiker mit Schwäche fürs große Gefühl. So wird das Adagio süßlich-schwer, in den ausladenden Gefühlswallungen der Philharmoniker vielleicht zu klebrig für diesen Bruckner. Trotz der Rückbesinnung auf den Kopfsatz hat das weiche Adagio im Finale deutliche Spuren hinterlassen. Rücksichtsvoller das Blech, fluider die Konturen. „Sie sollen das Glück rasch auskosten“, hieß es bei Hartmann. „Es wird nicht von langer Dauer sein.“Daniel Wixforth

noch heute, 20 Uhr.

Daniel Wixforth

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