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Hop oder top. Maike Mia Höhne kuratiert die Berlinale Shorts.

© Sarah Bernhard.

Kurzfilme auf der Berlinale: "Das hat eingeschlagen in der Szene"

Die Kurzfilmreihe auf der Berlinale feiert 10. Geburtstag. Maike Mia Höhne war fast von Anfang an dabei - und wollte neue filmische Positionen ins Rampenlicht stellen.

Manche Freunde haben das nicht verkraftet. Dass sie plötzlich am längeren Hebel saß und ein Urteil fällen musste. „Entweder ein Film passt ins Programm oder eben nicht“, sagt Maike Mia Höhne und klingt wie eine, die weiß, was sie sucht. Seit 2007 kuratiert sie das Kurzfilmprogramm der Berlinale – jedes Jahr sichtet sie mit ihrem Team tausende Einreichungen, auch die Bewerbungen von befreundeten Regisseuren. „Das ist nicht einfach. Aber am Ende muss ich begründen können, warum ich einen Film zeige.“

Andere Positionen im Rampenlicht

Höhne sitzt hoch über dem Potsdamer Platz in einem Besprechungsraum, trägt eine rote Strickjacke und ihre markante Brille mit dem dunklen Rahmen. „Mit meiner Arbeit wollte ich eine Zäsur setzen“, sagt sie. Wer die Kurzfilmreihe verstehen will, muss verstehen, wie Höhne tickt. Fast von Anfang an war sie für die Auswahl der Sektion zuständig, die jetzt ihren zehnten Geburtstag feiert. Die Reihe – diesmal 26 Filme – ist untrennbar mit Höhne verbunden. Der 44-jährigen Hannoveranerin, die in Kuba und Hamburg Film studierte, liegt daran, andere filmische Positionen ins Rampenlicht zu stellen: Bei den Shorts könne ein Experimentalfilm gewinnen, ein Dokumentarfilm oder ein Animationsfilm. „Als 2009 mit David OReillys ,Please Say Something‘ ein komplett synthetisch hergestellter Film den Goldenen Bären bekam, hat das eingeschlagen in der Szene.“ 

Besonders dieses Jahr: Kurzfilme zum Thema Ankommen

Höhne, selbst Produzentin und Regisseurin, hat immer Filme gesucht, deren Erzählweise jenseits vom Mainstream liegt. Und sie macht selber Filme, die „einen genauen Blick auf den Alltag werfen, die sehr konzentriert sind“. Für das Jubiläumsjahr hat sie in den fünf Shorts-Programmen besonders Beiträge zum Thema „Ankommen“ zusammengestellt. „Natürlich ist das der aktuellen Situation geschuldet“, sagt Höhne mit Blick auf die Flüchtlinge. Eine Stärke der Kurzfilme: Sie können besonders schnell reagieren.

So zeigt „A Man Returned“ den jungen Reda, der in Europa nicht als Flüchtling anerkannt wurde. Nun ist er zurück im größten palästinensischen Flüchtlingslager im Libanon. Im Thriller „Tsomet Haruhot“ reist ein junges israelisches Paar zum Sinai – kommen sie dort an? Besonders bemerkenswert: „Notre Heritage“, darin mischt der Franzose Jonathan Vinel pornografische Archivbilder mit Spielfilmszenen und fragt nach dem Ankommen in der Liebe. In „Reluctantly Queer“ hofft ein junger Schwuler aus Ghana, wo Homosexualität mit bis zu drei Jahren Haft bestraft wird, auf die Akzeptanz seiner Mutter. Und „Bai Niao“ zeigt den HIV-positiven Luo, der die Nähe seiner Cousine sucht. „Es geht nicht darum, jeden Film zu mögen“, sagt Höhne. „Es geht darum, Positionen zu sehen und darüber ins Gespräch zu kommen.“

Cinemaxx 1 und 3, Colosseum 1

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