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Kultur: Kuss ohne Treue

THEATER Eine Fabriketage, erleuchtet von diffusem Schwarzlicht. Putz bröckelt von der Decke.

THEATER

Eine Fabriketage, erleuchtet von diffusem Schwarzlicht. Putz bröckelt von der Decke. Ein Blick aus dem Fenster ist unmöglich - grelles Licht strahlt dem Besucher von draußen entgegen. Zeitungsseiten, an Wäscheleinen aufgehängt, verwandeln den Raum in ein raschelndes Labyrinth. Der Besucher liest Schlagzeilen wie „Schnell raus hier, der See ist vergiftet!“ oder „Gibt es wirklich Schutzengel?". Ein Albtraum, unwirklich und diffus. Konkreter wird es erst im unteren Stockwerk. Vier Personen sitzen auf Stühlen bitten freundlich um „einen Kaffee, un latte macchiato, a coffee, un cafe!". Ihre Stimmen werden lauter, sie brüllen die Bedienung an. Die hetzt von einem zum anderen, überschlägt sich fast, doch kann sie die Wünsche der Gäste nicht erfüllen. Albtraum einer Kellnerin. Das Clubtheater Berlin konfrontiert den Betrachter in der Installation How to fake dreams mit Traumerlebnissen. Der Moment vor dem Kuss mit dem Geliebten - in dem die Protagonistin zusammenbricht. Die Angst, wie die Tänzerin in einem engen Raum gefangen zu sein, nicht herauszukommen - und dann aufzuwachen und zu wissen, dass alles nur ein Traum war. Doch gibt sich das Ensemble nicht damit zufrieden, Träume künstlich herzustellen. Es will Fragen aufwerfen, schwere Sinn-Fragen. Und so sagen die Schauspieler Dinge wie: „Träume sind der wahre Sinn meines Lebens". Das wirkt so hochtrabend wie abgedroschen. Das Fazit: „Träumen - ich bin ich". Das jedenfalls wispern die Mitwirkenden den Zuschauern zu, als sie auf den Matten im Proberaum der Brotfabrik (bis 8. 9., jeweils Mi-So 20 Uhr 30) liegen. Denise Dismer

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