zum Hauptinhalt
Danja Akulin, ohne Titel, 2014, Kohle auf Leinwand, 130 x 175 cm

© Courtesy Galerie Poll Berlin

Landschaftskunst: Danja Akulin und Lucas Arruda: Die Magie des Horizonts

Naturalistische Großformate gegen völlige Abstraktion in kleiner Form: Die Künstler Danja Akulin und Lucas Arruda könnten auf den ersten Blick nicht unterschiedlicher sein. Dabei erfinden sie beide die Landschaftskunst neu.

Weshalb studiert einer bei Georg Baselitz und Daniel Richter, um anschließend Landschaften zu zeichnen? Ohne Menschen, ohne Bezug zur prekären Gegenwart. Bloß Bäume, Felder, Wolken und Wasser – so wie Danja Akulin, der mit 23 Jahren nach Berlin kam, seither hier lebt und in zahlreichen Ausstellungen wie zuletzt 2014 auf der 6. Biennale der Zeichnung im Kunstverein Eislingen zu sehen war. Seine Ausstellung in der Galerie Poll ist dennoch ein Exempel für den vollkommenen Rückzug. Auf Formaten, die über zwei Meter breit oder lang werden können, vertieft sich der 1977 in St. Petersburg Geborene in eine scheinbar naturalistische Welt.

Es gibt kaum Titel und keine Farben, Akulin verwendet ausschließlich Kohle und Bleistift. Mit ihrer Hilfe teil er die Bilder in lichte und schattige Zonen. Der weiße Grund bleibt stets Teil der Komposition: Wo immer es hell aufblitzt, ist das Material weiter sichtbar. Der Künstler zeichnet zuerst auf Papier, das danach auf Leinwände gezogen und in Keilrahmen gespannt wird. Eine Form der Präsentation, die lange der Malerei vorbehalten war.

Hier nun vermischen sich die Gattungen. Und man wundert sich. Über das faszinierende Ergebnis dieser strategischen Respektlosigkeit. Und über Akulins konsequente Reduktion auf wenige Elemente, die sich in seinen Sujets geradezu meditativ wiederholen und dabei ganze Assoziationsketten in Gang setzen. Von Bäumen, Feldern und Seen. Ganz automatisch werden Emotionen geweckt, die sich mit Bildern der Romantik verbinden. Und obwohl man realisiert, dass Akulin sie herrlich manipulativ einsetzt, ist jeder Widerstand zwecklos.

Danja Akulin, ohne Titel, 2014, Kohle auf Papier, aufgezogen auf Leinwand, 56 x 81 cm
Danja Akulin, ohne Titel, 2014, Kohle auf Papier, aufgezogen auf Leinwand, 56 x 81 cm

© Courtesy Galerie Poll Berlin

Lucas Arruda malt komplett abstrakt - immer wieder dasselbe

Das verbindet ihn mit Lucas Arruda, der zeitgleich in der Galerie Veneklasen/Werner ausstellt. Dabei scheint der junge Brasilianer, Jahrgang 1983, erst einmal exakt das Gegenteil zu tun: Er malt im kleinen Format, komplett abstrakt immer wieder dasselbe. Jedes seiner Gemälde teilt eine Horizontale. Unten dominieren Blau- und Grautöne, manchmal leuchtet ein zartes Rosa durch den Dunst, während sich im oberen Segment ein verwaschenes Blau mit Orange mischt.

Arruda weiß sehr wohl, dass man kaum anders kann, als in der Linie sofort den Horizont zu sehen. Unversehens konfrontiert er den Betrachter mit der Geschichte der Malerei – über die frühen Seestücke zu den farbexplosiven Wasserbildern eines William Turner. Auch hier ist stets gegenwärtig, wie stark die Ikonen der Vergangenheit die Malerei prägen. Dass auf diesem Sektor die Sensation nicht das Neue sein kann, sondern das Gesehene reflektierend überlagern muss.

Galerie Poll, Anna-Louisa-Karsch-Str. 9; 6.1.-14.2., Di-Sa 12-18 Uhr, Do 12-20 Uhr. Veneklasen/Werner, Rudi-Dutschke-Str. 26, 6.-10.1., Di-Sa 11-18 Uhr.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false