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Spaß am Abend. Christine Neubauer and Mario Adorf bei der ARD-Fete.

© dpa

Lange Nacht der Feten: Bloß nicht schlapp machen

Am Freitag wurde das erste große Party-Wochenende der Berlinale eingeläutet. ARD-Stars feierten im Museum, Oscar-Preisträger im Restaurant.

DIE BLAUMACHER VON DER ARD

Zeit, sich seine rote Fliege umzubinden, hatte Dieter Kosslick noch nicht. Schnell kramt er sie aus seiner Anzugtasche, bevor er fotografiert wird. Schick will der Berlinale-Chef trotz Terminstress aussehen, den ganzen Tag war er unterwegs, abends standen vier Partys auf dem Programm. „Mehr schafft man nicht“, sagte Kosslick. Am Freitag wurde das erste große Party-Wochenende eingeläutet und wie viele Prominente feierte auch Kosslick als erstes beim Ersten. Zur „Blue Hour“ hatte die ARD Degeto ins Museum für Kommunikation geladen, das für den Abend in „Tagesschau“-Blau leuchtete. Viele ARD-Stars waren gekommen, die Grandes Dames Iris Berben, Senta Berger und Uschi Glas ebenso wie Mario Adorf, der mit Quotenkönigin Christine Neubauer plauderte. „Tatort“-Kommissar Richie Müller kam lässig in Turnschuhen und Regisseur Dieter Wedel hatte vorsichtshalber seine Sonnenbrille dabei – man weiß ja nie, wie grell das Blitzlicht noch wird. Das entsprechende Gewitter bekam dann aber Veronica Ferres ab, die Kosslick zum Eröffnungsfilm „True Grit“ gratulierte. „Ich war die, die aus der Ecke heraus immer so laut geschrien hat“, sagte sie, so sehr habe sie der Film gepackt. Für RBB-Intendantin Dagmar Reim ging’s nach der „Blue Hour“ noch weiter – nicht etwa wie für viele zur nächsten Feier, sondern ins Kino, wo sie sich den argentinischen Wettbewerbsfilm „El Premio“ ansehen wollte. Müde sei sie noch längst nicht, sagte sie: „Berlinale ist der Ausnahmezustand. Adrenalin pur.“

So eine Party ist ein schöner Anlass, auch ein bisschen die Muskeln spielen zu lassen. Programmdirektor Volker Herres verwies in seiner kurzen Ansprache auf immerhin 38 Co- und Auftragsproduktionen, mit denen man im Rennen sei bei dieser Berlinale. Er freue sich, sagte Herres an Dieter Kosslick gerichtet, dass sich das Festival mit blauen Schals nun auch farblich an die ARD angepasst habe. Sonja Pohlmann

DER BMW-PARTYMOTOR SURRT

Sponsoren finden oft nicht die Aufmerksamkeit, die sie sich wünschen. Bei der Berlinale ist das etwas anders, denn die fordert immer wieder zu „Standing Ovations“ für die offiziellen Partner auf. Und in der zweiten Berlinale-Nacht trumpfte Berlins BMW-Chef Hans-Reiner Schröder im Borchardt auf. Für die Vorfahrt der Stars mit Limousinen aus seinem Haus hatte er sogar die Französische Straße sperren lassen. Das gehe für Veranstaltungen, sagten die Polizisten den neugierigen Flaneuren, die vom Mitternachts- Shopping im Lafayette an den roten Teppich eilten. Klaus Wowereit hingegen war verwundert, dass der BMW- Chef das hingekriegt hatte. „Ist ja Bezirkssache“, sagte er vielsagend. Verkehrsminister Peter Ramsauer, der ebenfalls gekommen war, hatte also nicht mitgeholfen.

Dass es an diesem Abend der Ort war, um zu sehen und gesehen zu werden, „The Place to B“, wie das Motto hieß, hatten viele Stars ernst genommen. Da Schröder die „Bild“-Zeitung als Partner gewählt hatte, lockte zusätzlich zu Champagner und Schnitzel noch Publicity auf dem Boulevard der Massen. Sänger Zucchero kam ganz im Berlinale-Stil mit Hut, aber viele ließen sich auch während seines Auftritts vom Reden nicht abbringen. Die Schauspieler Til Schweiger, Mario Adorf, Uwe Ochsenknecht, Maria Furtwängler, Jasmin Tabatabai, Uschi Glas, Veronica Ferres, Ursula Karven, Timothy Peach, die Produzenten Regina Ziegler und Nico Hoffmann, Maler Markus Lüpertz, die Moderatoren Bettina Cramer, Katja Burkard und Cherno Jobatey, Sängerin Vicky Leandros, die Regisseure Dieter Wedel und Oskar Roehler und Gazprom-Chef Vladimir Kotenev hatten keine Angst vor dem Gedränge. Das Kuschel-Gefühl im Hin- und Her-Gewoge, die hohen Temperaturen, wenn es richtig eng wird, schätzt man gerade im Glamour-Geschäft als Ausgleich zu den Härten des schönen Scheins offenbar sehr. Für Münchens Olympia-Botschafterin Katarina Witt war es nur ein Boxenstopp, gerade aus Brasilien zurück, wollte sie gleich wieder aufbrechen und zwischendrin mal einen Partyabend richtig genießen. Dafür ist das Berlinale-Berlin bestens geeignet. Auch Jade Jagger, die eigentlich als DJane verpflichtet worden war, ließ sich anstecken vom Dolce-Vita-Gefühl, das sich während der für viele Nonstop-Kinogucker anstrengenden Berlinale eben auch mal breit macht: „Nein, ich will nicht auflegen“, verkündete sie um halb eins, trank lieber noch ein Glas auf dem Sofa neben dem Pult. Die meisten Gäste bekamen davon nichts mit. Pläne schmieden geht vor. Der Regierende freute sich jedenfalls auf ein Wochenende im Kino.

Man trifft in diesen Tagen sowieso dauernd wieder aufeinander. „Bis morgen“, verabschiedete sich Dieter Kosslick, der sich viel Zeit genommen hatte für diesen Termin, von US-Botschafter Philip Murphy und seiner Frau Tammy. Spätestens bei Harry Belafonte wollte man sich wenige Stunden später wiedersehen. Elisabeth Binder

FREIER BLICK AUF HOLLYWOOD

Im Borchardt wird während der Berlinale oft die große Fensterscheibe abgehängt, damit die Stars abgeschirmt von Fans und Fotografen essen und feiern können. Im San Nicci bleibt der Blick auf die Gäste dagegen frei und wer am Freitag bei dem Restaurant auf der Friedrichstraße vorbeiging, bekam gleich zwei Hollywoodstars zu sehen. Jeremy Irons und Kevin Spacey feierten hier zusammen mit Paul Bettany, Zachary Quinto und Regisseur JC Chandor die Premiere ihres Films „Margin Call“, der sich um eine Firma in der Finanzkrise dreht. Haufenweise türmten sich Geldscheine und Münzen auf den Tischen des Restaurants – allerdings nur aus Papier und Schokolade. Irons aß statt klebriger Schokoladentaler lieber Tiramisu und unterhielt sich entspannt mit seinen Kollegen. Blickte er aus dem Fenster, sah er keine plattgedrückten Nasen, sondern Passanten, die kurz durchs Fenster blickten und unbeeindruckt weiterspazierten. Sonja Pohlmann

BERLINALE MEETS DSCHUNGELCAMP

Im Hotel Ritz Carlton wollte Sören Bauer bei „Movie meets Media“ Größen aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Film- und Fernsehbranche zusammenbringen, was zu einer eher ungewöhnliche Gästemischung führte. Literatur-Kritiker Hellmuth Karasek traf auf TV-Phänomen Daniela Katzenberger und „Topmodel“-Teilnehmerin Gina-Lisa Lohfink, „Dschungelcamp“-Insasse Mathieu Carrière konnte sich mit „Dschungelkönigin“ Désirée Nick austauschen und Schauspieler Matthias Schweighöfer entschied sich, so schnell zu gehen, wie er gekommen war. Sonja Pohlmann

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