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Kultur: Lass klauen, Kumpel!

Lustig: „Nicht mein Tag“ mit Moritz Bleibtreu.

Wer in der deutschen Kinolandschaft nach einem Gegengift zum asketischen Anspruchskino der Berliner Schule sucht, wird bei den Filmen von Peter Thorwarth mit Sicherheit fündig. Mit seinen proletarischen Komödien „Bang Boom Bang“ (1999) und „Was nicht passt, wird passend gemacht“ (2002) hatte sich der bekennende Ruhrgebietler dem lärmigen Grobhumor verschrieben, dabei aber auch einen genauen Blick für das Lebensgefühl der unteren Einkommensschichten entwickelt.

Mit „Nicht mein Tag“ klettert Thorwarth auf der Leiter der Sozialhierarchie ein paar Sprossen höher und widmet sich den Nöten des frustrierten Mittelstandsmannes. Der Sparkassenberater Till Reiners (Axel Stein) wird von der Langeweile geregelt etablierten Daseins geplagt. Die Arbeit in der Provinzbank ist freudlos, und die Jubiläumsfeier seines ergrauten Chefs führt ihm die eigene trostlose Zukunft deutlich vor Augen. Auch die Ehe mit seiner Jugendliebe Miriam (Anna Maria Mühe), die sich mehr um ihre Kreativkarriere als Handtaschendesignerin als um den pünktlich heimkehrenden Gatten kümmert, ist trotz reizenden Nachwuchses ins Stocken geraten.

Was bringt da frischen Wind ins Angestelltendasein? Ein Banküberfall! Bereitwillig bietet Till sich als Geisel an und flüchtet mit dem Bankräuber Nappo (Moritz Bleibtreu) ins ganz große Abenteuer, das ihn nicht nur in die kriminelle Subkultur Nordrhein-Westfalens einführt, sondern auch mit der in Amsterdam residierenden albanischen Mafia konfrontiert.

Thorwarth legt seinen Film nach der Romanvorlage von Ralf Husmann („Stromberg“) als klassisches Buddy-Movie an. Zunächst funktioniert das Aufeinanderprallen der beiden Charaktere bestens. Moritz Bleibtreu lässt als durchtätowierter Obermacho ordentlich die Rampensau raushängen; und Axel Stein tappt als Kleinstadtbanker, der der Faszination des kriminellen Chaos erliegt, nicht gleich ins Comedy-Klischee. Da stimmen die Chemie und die saftigen Dialoge, auch wenn die Story, die auf die vorhersehbare Remaskulinisierung des leidenden Angestellten abzielt, nicht eben originell ist. Wenn aber die Männerkumpanei erst einmal etabliert ist, verliert der Film deutlich an Fahrt. Die Plotwendungen und Genrebausteine reihen sich endlos aneinander und zerdehnen die Story alsbald auf fast zwei zunehmend ermüdende Kinostunden. Da mag „Nicht mein Tag“ mit zünftigen Actioneinlagen und wilden Partys noch so sehr auf die Tube drücken. Martin Schwickert

In 14 Berliner Kinos

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