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Kultur: Leiden, wie nur Männer es können

Caledon, die schottischen Tenöre, singen im Tipi

Was darf Unterhaltung? Man nehme Machos in Röcken, die auf Spanisch von vielen Küssen sülzen und sich dabei den Streit liefern, wer von ihnen das erregendste Percussion-Instrument ausgefahren hat. Man stecke die Kerle in paillettenbestickte Elvis-Kilts, dekoriere einen mit Koteletten und Sonnenbrille, erwähne die kaledonischen Wurzeln der Presleys und schicke das Trio durch ein Schotten-Rock-Potpourri in die Hölle des „Heartbreak Hotels“, auf die Bühne des Tipi: wo Männer theatralisch leiden, wie nur Männer das können. Wo die Radebrech-Stimme des göttlichen Elvis aus dem Off zum CD-Kauf in der Pause animiert.

Alan Beck, Ivan Sharpe und Jamie MacDougall sind mit ihrer Show „Have a party!“ zurück bei den Berliner Fans. Dem Korpulenten, dem Goodie-Goodie und dem smarten Schlitzohr fliegen wieder die Herzen zu. Anfangs überzeugt ihre Auswahl schottischer Klassiker allerdings weniger. Die interkulturelle Vermittlungslust, mit der noch im ersten Programm geliebte Rührstücke zum Strahlen gebracht wurden, hat etwas nachgelassen. Zur Topform laufen die Tenöre auf, wenn sie sich für fetzige Medleys in komische Choreografien stürzen – und bei impressionistischen Kunstlied-Arrangements. „Wandrers Nachtlied“ (Loewe) und „Guten Abend, gute Nacht“ (Brahms) sind keine Absacker, sondern Höhepunkte der Liedertafel. Unterhaltung darf eben alles: Zuletzt steht das Publikum en bloc auf für „Auld Lang Syne“, fasst sich an der Hand. Eine Heimatrevue am Hitparadenlagerfeuer. Thomas Lackmann

bis 12. April, Di–Fr 20, So 19 Uhr (außer 13., 14., 15. und 27. 3)

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