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Kultur: Les boches und le Bauhaus

KUNSTGESCHICHTE

Die deutsch-französischen Kunstbeziehungen zu erforschen, hat sich das 1997 begründete Deutsche Forum für Kunstgeschichte in Paris zum Ziel gesetzt. Inzwischen kann es bereits den vierten Band seiner Arbeitsergebnisse vorlegen. Das Thema der 2001 abgehaltenen Konferenz, „Das Bauhaus und Frankreich“, lässt innehalten: Bauhaus und Frankreich, das hat nach dem landläufigen Verständnis nichts miteinander zu tun (Isabelle Ewig u.a. (Hrsg.): Das Bauhaus und Frankreich 1919 – 1940. Akademie Verlag, Reihe Passagen Bd. 4, Berlin 2002. XIV, 510 S., Abb., geb. 49,80 €). In der Tat waren das Verhältnis der Nachbarländer seit 1870/71 generell von Hass, die französische Sicht nach 1918 zudem von der „Verachtung der Sieger“ geprägt, wie Éric Michaud seinen erhellenden Einleitungsessay überschreibt.

Es sagt genug, dass der große Le Corbusier 1924 in seiner Zeitschrift „L’esprit moderne“ urteilt, Deutschland habe „die Frage der Architektur keinen Schritt vorangebracht“. Auch 1930, als die von Walter Gropius zusammengestellte „Deutsche Abteilung“ bei der XX. Kunstgewerbeausstellung von Paris durchweg die Leistungen des „reifen“ Dessauer Bauhauses vorstellte, fiel das Echo zum großen Teil abfällig aus. Robin Krause zeichnet die Geschichte dieser vom Deutschen Werkbund getragenen Ausstellung minuziös nach, Matthias Noell registriert ihr Echo in der französischen Tagespresse unter dem bezeichnenden Titel „Zwischen Krankenhaus und Mönchszelle“. Selbst, wo die Kritik differenzierter ausfiel stellte sie den Gegensatz zwischen dem „maschinenartigen Eindruck“ der deutschen und dem luxuriösen Auftreten der französischen Abteilung in den Vordergrund.

Wenngleich also „Forums“-Gründer und -Leiter Thomas W. Gaehtgens in seiner Einleitung die „gegensätzlichen Wege in die Moderne“ konstatieren muss, bleibt doch – und dies macht den Ertrag der Konferenz aus – der Nachweis eines in seinem Umfang bislang kaum bekannten, regen Austauschs der Künstler, Architekten und Kunstvermittler – trotz und gegen die politisch geschürte Abneigung.

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