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Sibylle Wirsing:Die Königin. Luise nach zweihundert Jahren.

Sibylle Wirsing:

Die Königin. Luise nach zweihundert Jahren. Verlag wjs,

Berlin 2010. 328 S., 19,95 €.

Wir kennen ihre Schuhgröße und ihre Zahnbürste. Spätestens seit der aktuellen, gut besuchten Ausstellung in Schloss Paretz wissen wir fast alles über Luise von Preußen. Wozu auch die Vielzahl der Publikationen beitrug, die zum 200. Todestag der Preußenkönigin erschienen sind. „Die preußische Madonna“ heißt Luise bei Christine von Brühl (Aufbau-Verlag), „Königin der Herzen“ bei Daniel Schönpflug (C. H. Beck). Und ungeschlagen ist noch immer Heinz Ohffs Klassiker „Ein Stern in Wetterwolken“. Wenn Sibylle Wirsing, die frühere Tagesspiegel-Kulturredakteurin und langjährige Berliner Kulturreporterin der „FAZ“, ihre Biografie schlicht „Die Königin“ nennt, geschieht auch das sehr bewusst. Nicht die Anekdoten und Mythen stehen im Zentrum, sondern Luise als Politikerin. Wie stark hat sie ihren Mann, Friedrich Wilhelm III., beeinflusst? Wie eigenständig war sie wirklich? Das Bild, das Wirsing zeigt, ist keineswegs schmeichelhaft: Luise als Kriegstreiberin gegen Napoleon, erfüllt von glühendem Hass, Luise als unerwidert Liebende gegenüber Zar Alexander, Luise zwischen Hardenberg und Stein. Ihr sei, als sie einen Text zu Luises 200. Geburtstag schrieb, vorgeworfen worden, mit der Preußenkönigin zu mitleidslos verfahren zu sein, schreibt Sibylle Wirsing im Nachwort. Sehr viel freundlicher ist das Bild immer noch nicht geworden. Aber politischer und kritischer als viele andere Jubiläumstexte. Christina Tilmann

A.Malycha, P.J. Winters: Die SED.

Geschichte einer deutschen Partei.

C. H. Beck, München 2009. 480 S., 16,95 €.

Die „Mokkakrise“, schreiben Andreas Malycha und Peter Jochen Winters, geriet 1977 auch zum Schock für die Führung der DDR. Denn ihr devisensparender Kaffeeersatz drohte Unruhen in der Bevölkerung auszulösen. Zumal im Zuge des Helsinki-Frühlings neue Westreporter im Osten eintrafen, unter ihnen auch der frisch beglaubigte „FAZ“-Journalist Winters. Andreas Malycha war Mitarbeiter am „Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED“. Das ungleiche Autorenpaar legt nun eine erste umfassende Geschichte der Sozialistischen Einheitspartei vor – und analysiert die Aufbruchspläne wie auch die ständigen Führungsstreitigkeiten, die auch nach der Mokkakrise nicht abrissen und bei der Ausweisung Biermanns, bei Gorbatschows Glasnost und letztlich auch beim Untergang der DDR deutlich wurden. Das Buch endet nicht mit der Wende 1989/90, sondern führt die Geschichte der SED in die Gegenwart weiter: als die Geschichte der Linkspartei. Wolfgang G. Schwanitz

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