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David Gardner:Letzte Chance. Der Nahe und Mittlere Osten am Scheideweg.

David Gardner:

Letzte Chance. Der Nahe und Mittlere Osten am Scheideweg. Primus Verlag, Darmstadt 2010. 246 Seiten, 24,90 Euro.

Die Mahnung, der Nahe und Mittlere Osten habe nur noch eine letzte Chance auf Frieden, ist beinahe so alt wie die Geschichte der Region seit der Gründung des Staates Israel 1948. Entsprechende Bücher füllen Bibliotheken. David Gardner stellt ein weiteres dazu. Das ist an sich nicht verkehrt. Denn die Ratschläge des Chefleitartiklers der „Financial Times“ sind sämtlich wohlbegründet: Die USA müssen eine unparteiische Vermittlungspolitik im Nahostkonflikt verfolgen, die am Ende den Israelis Sicherheit und den Palästinensern Gerechtigkeit bringt. Amerika und Europa müssen mit dem Iran die tief sitzenden Feindseligkeiten der Vergangenheit begraben und umfassende Absprachen erzielen. Und es muss einen organisierten und friedlichen Rückzug der Amerikaner aus dem Irak geben. Anstatt autoritäre Systeme aus kurzfristigem Profitstreben heraus finanziell zu stützen, muss die westliche Politik Mittel und Wege finden, jene Elemente in der arabisch-islamischen Gesellschaft zu fördern, die dafür ein Ersatz sein könnten. Was jedoch bei all diesen Lösungsansätzen auffällt, ist, dass man sie sämtlich schon einmal gelesen hat – und das seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten. Und dennoch geschieht bislang relativ wenig, um sie umzusetzen – bis auf den begonnenen Abzug aus dem Irak. Es scheint, als sei im Fall der Konflikte im Nahen und Mittleren Osten nicht nur das Papier der sie analysierenden Autoren äußerst geduldig, sondern insbesondere die sich bekämpfenden Protagonisten – vor allem zum Schaden ihrer selbst. Auch Gardners kluges Buch dürfte dies kaum ändern – leider. Thomas Speckmann

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